Dokument-Nr. 14412
Kuszkiewicz, Michał an Pacelli, Eugenio
Prag, 03. Juni 1925

Abschrift
Euere Exzellenz!
Im Namen der Ukrainer, welche sich in Deutschland befinden und zwar in Berlin, Hamburg, Halle, München und in anderen Städten, erlaube ich mir Euere Exzellenz gehorsamst folgende Bitte vorzulegen.
Die Obgenannten haben dort wahrscheinlich keinen griechisch-katholischen Seelsorger und würden zu beichten wünschen und der hl. Messe nach gr. kath. Ritus beiwohnen wollen. Dieselben baten, ob ich mich auf einige Tage zur Verfügung stellen könnte. Ich meldete den Fall dem hiesigen Nuntius Exzellenz Marmaggi, dem ich unterstehe.
Die Obgenannten leben in Deutschland seit dem Jahre 1919 und zum Teile sind sie Angestellte oder Mitglieder der gewesenen ukrainischen Regierungen, zum Teile Soldaten der ukrainischen Armeen. Wie Euerer Exzellenz bekannt ist, führten die Ukrainer im Jahre 1918, um die eigene Selständigkeit [sic] zu erreichen, mit den Polen und Russen-Bolschewiken den Krieg. Leider erreichten Diese das ersehnte Ziel nicht. Die Feinde besetzten wiederrechtlich [sic] unser Vaterland und Tausende mussten um den polnisch-bolschewikischen Verfolgungen zu entgehen, die Heimat verlassen. Sie sind in allen Weststaaten zerstreut zum grössten Teil in der tschechoslovakischen Republik, in Deutschland und Österreich. In diesen furchtbaren Zeiten, wo oft das tägliche Brot fehlt, verloren die Leute nicht die Religion, sondern sehnen sich wie mir oftmals die Nachricht kam, nach ihrem Priester um wenigstens in der religiösen Betätigung Trost zu finden.
Die Ortodoxen-Russen [sic] haben dagegen nicht nur Priester, sondern sogar ihren Bischof in Berlin.
Ich wende mich darum an Euere Exzellenz mit der ergebenst ge-
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horsamen Bitte, jener Verlassenen zu gedenken und wenigstens auf diese Weise den Armen entgegenzukommen. In der Zukunft wird Ihnen, Euerer Exzellenz, das ukrainische Volk den Dank beweisen.
Ich könnte ab und zu unter meinen Landsleuten erscheinen, jedoch bin ich aller Barmittel durch jetzige Verhältnisse beraubt und fehlt mir dadurch die Möglichkeit meinem diesbezüglichen eigenen Wünsche nachzukommen.
Es gäbe eine Möglichkeit und die wäre, wenn ich es Euerer Exzellenz zumuten dürfte, sich in dieser Angelegenheit mit Exzellenz Marmaggi in Verbindung zu setzen.
Indem ich Euere Exzellenz bitte, obige Herzensangelegenheit wohlwollend zu berücksichtigen, zeichne ich mit dem Ausdrucke
vorzüglichster Hochachtung
treu gehorsamster
(gez.) Michajlo Kuschkewytsch
ukrainischer Feldkurat.
Hds. von Pacelli am oberen rechten Seitenrand eingefügt: "Allegato al Rapp. N. 32914"
Empfohlene Zitierweise
Kuszkiewicz, Michał an Pacelli, Eugenio vom 03. Juni 1925, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 14412, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/14412. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 24.06.2016.