Dokument-Nr. 18719
Braun, Otto
an Pacelli, Eugenio
Berlin, 27. Dezember 1926
Beehre ich mich ergebenst zur Kenntnis zu bringen, daß der "Ossevatore Romano" in seiner Nummer vom 6. Dezember 1926 einer telegraphischen Meldung über die Annahme des Gesetzes zur Bewahrung der Jugend vor Schmutz- und Schundschriften durch den Reichstag die folgende Bemerkung angfügt hat:
"Daß die Sozialisten und Kommunisten dabei Schutzpatrone der Pornographie gewesen sind, ist nicht zu verwundern; sie sind jenen Grundsätzen treu geblieben, die zuweilen aus Opportunismus zu verschleiern und sogar zu leugnen verstehen. Man wird gut daran tun, die Abstimmung von gestern nicht zu vergessen".
Indem ich mir ergebenst erlaube, die Aufmerksamkeit Eurer Exzellenz auf diesen Aufsatz zu lenken, möchte ich nicht unterlassen, namens der Preußischen Staatsregierung meinem tiefen Bedauern darüber Ausdruck zu verleihen, daß das offiziöse Organ des Heiligen Stuhles sich in eine innerpolitische Angelegenheit durch Angriffe auf die größte in der Preußischen Staatsregierung vertretene politische Partei in einer Form eingemischt hat, die als außerordentlich verletzend bezeich-
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net werden muß und geeignet erscheint, die harmonische Zusammenarbeit zu erschweren. Im
übrigen hat sich die Gegnerschaft gegen das Gesetz im Reichstag keineswegs auf die vom
Osservatore Romano genannten Parteien beschränkt.Ich darf der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß Eure Exzellenz Ihren Einfluß zur Richtigstellung der beleidigenden Ausführungen des "Osservatore Romano" und zur Verhütung ähnlicher Vorfälle in der Zukunft geltend machen werden.
Ich benutze die Gelegenheit, Eurer Exzellenz die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung zu erneuern. (gez.) Braun