Konstituierende Nationalversammlung Österreichs

Im Zuge des Zerfalls der Habsburgermonarchie am Ende des Ersten Weltkrieges erklärten sich die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrats im niederösterreichischen Landhaus am 21. Oktober 1918 zur konstituierenden Nationalversammlung Deutsch-Österreichs. Diese bestellte einen Staatsrat, der Staatssekretäre mit der Führung der Regierungsgeschäfte betraute, und verabschiedete am 30. Oktober eine provisorische Verfassung. Nachdem Kaiser Karl am 11. November auf jegliche Führung der Staatsgeschäfte verzichtet hatte, wurde am folgenden Tag die Republik ausgerufen. Da zunächst nicht klar war, welchen Umfang der neue Staat haben werde, verstand sich die Nationalversammlung als Vertretung der deutschsprachigen Bevölkerung CisleithanienS. 
Am 16. Februar 1919 wurden Wahlen zur konstituierenden Nationalversammlung abgehalten, aus denen die Sozialdemokraten (SDAP) mit 72 Mandaten als Sieger hervorgingen. Die Christlichsozialen (CS) gewannen 69 Sitze und die deutschnational-freisinnigen Gruppierungen, die sich bald in der Großdeutschen Volkspartei zusammenfanden, kamen auf 26 Mandate.
Es wurde eine Koalition aus Sozialdemokraten und Christlichsozialen unter Staatskanzler Karl Renner (SDAP) und Vizekanzler Jodok Fink (CS) gebildet. Am 1. Oktober 1920 beschloss das Parlament die Bundesverfassung Österreichs, das sich mittlerweile in seinen heutigen Grenzen konstituiert hatte.
Literatur
BELLER, Steven, Geschichte Österreichs, Wien / Köln / Weimar 2007, S. 187-195.
NIEDERSTÄTTER, Alois, Geschichte Österreichs, Stuttgart 2007, S. 218-221.
Empfohlene Zitierweise
Konstituierende Nationalversammlung Österreichs, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 17032, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/17032. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 04.06.2012, letzte Änderung am 25.02.2013.
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