Rede Stegerwalds auf dem Katholikentag in Dortmund am 4. September 1927, öffentliche Versammlung

Am Nachmittag des 4. September 1927 fand die erste öffentliche Versammlung der 66. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Dortmund statt. Sie wurde mit der Rede ihres Präsidenten Adam Stegerwald eröffnet.
Eingangs betrachtete Stegerwald die als krisenhaft wahrgenommene Weltlage und stellte sie in Verbindung mit dem Ersten Weltkrieg, den er als Resultat der geschichtlichen und technischen Entwicklungen beurteilte. "Französische Revolution und Naturwissenschaft haben uns in Verbindung mit der Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts ein christentumsfremdes, ein materialistisches Zeitalter beschert." (S. 55)
Derzeit würde auf verschiedenen Ebenen ein "Emanzipationskampf" (S. 56) stattfinden, etwa der Kampf der Arbeiterklasse. Die deutschen Katholiken müssten aus ihrer Verteidigungsstellung nun zum Angriff übergehen und sich auch öffentlich gegen den "unchristlichen Geist" (S. 58) wenden. Als Wegbereiter und geistige Vorbilder für die katholische Arbeiterschaft wurde auf Freiherr vom Stein, Bischof Emmanuel von Ketteler und Prälat Dr. Franz Hitze verwiesen.
Der Schwerpunkt des Katholikentages würde auf das seelische Gebiet, nicht auf die materiellen Bedingungen gelegt. Ehe und Familie müssten wieder als "wahre Lebensgemeinschaft" Anerkennung finden, um "eine fundamental sittliche Lebens- und Gesellschaftserneuerung" (S. 62) herbeizuführen.
Quellen
Eröffnungsrede des Präsidenten Ministerpräsidenten a. D. Dr. Adam Stegerwald, Berlin, in: 66. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands zu Dortmund. 3.-6. September 1927, Dortmund 1927, S. 55-62.
Empfohlene Zitierweise
Rede Stegerwalds auf dem Katholikentag in Dortmund am 4. September 1927, öffentliche Versammlung, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 210, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/210. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 30.10.2012, letzte Änderung am 26.06.2019.
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