Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei (NSDAP)

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei (NSDAP) ging aus der kleinen Deutschen Arbeiter-Partei (DAP) hervor. Dieser schloss sich im September 1919 Adolf Hitler an und stieg schnell zum wichtigsten Propagandisten der Partei auf. Auf seinen Vorschlag wurde die DAP bei der ersten Massenversammlung am 24. Februar 1920 im Münchener Hofbräuhaus in NSDAP umbenannt. Die Partei gab sich im gleichen Jahr ein äußerst knappes Programm von 25 Punkten, die im Wesentlichen den Wünschen und Ressentiments rechter kleinbürgerlicher Kreise entsprachen. Es wurde 1921 und noch einmal 1926 für unabänderlich erklärt. Jenseits dieses Programms war die Ideologie der NSDAP nationalistisch, antisemitistisch, antidemokratisch und aktionistisch. Sie war dabei aber höchst widersprüchlich, denn die Partei konnte beispielsweise Gewalt in die Straßen tragen und sich gleichzeitig als Ordnungsmacht gerieren.
Die NSDAP sorgte durch ihre massive Propaganda und die radikale Gewaltbereitschaft ihrer Mitglieder in München zu Beginn der 1920er-Jahre schnell für Aufsehen. 1921 setzte sich Hitler endgültig als Führer durch und die Sturmabteilung (SA) nahm ihre endgültige Form an. Sie wurde als Wehrverband von der bayerischen Regierung unterstützt und erhielt Zustrom von Freikorps und Einwohnerwehren, aber auch von Studenten und Jugendlichen, die nicht mehr aktiv am Weltkrieg teilnehmen konnten. Als Parteiorgan etablierte sich bald der "Völkische Beobachter".
Die Mitgliederzahl war zunächst gering: 1920 betrug sie etwa 3.000 und 1922 etwa 6.000. Nachdem im Juli 1922 in Reaktion auf den Mord an Walther Rathenau das Republikschutzgesetz erlassen worden war, strömten der NSDAP zahlreiche Mitglieder der nun verbotenen rechtsradikalen Verbände zu. Im Oktober 1922 ging die Nürnberger Ortsgruppe der Deutsch-Sozialistischen Partei (DSP) unter Julius Streicher zur NSDAP über. Der folgende Zerfall der DSP ermöglichte die Ausbreitung der NSDAP nach Norddeutschland, auch wenn Süddeutschland und insbesondere Bayern weiterhin das Zentrum der Partei blieben. Bis 1923 wuchs die Mitgliederzahl auf etwa 55.000.
Die Förderer der NSDAP kamen aus dem Staat und dem rechtsgerichteten Establishment. Sie glaubten, Hitler und seine Partei für ihre Ziele nutzen zu können, doch diese verselbstständigten sich bald. Höhepunkt dieser Bewegung war der gescheiterte Hitlerputsch vom 8./9. November 1923 in München. Hitler kam in Festungshaft, die er jedoch nutzte, um sein Hauptwerk "Mein Kampf" zu verfassen. Die seit Herbst 1922 im größten Teil des Reichs verbotene NSDAP wurde nun auch in Bayern verboten.
Am 20. Dezember 1924 wurde Hitler aus der Haft entlassen und konnte im Januar 1925 den bayerischen Ministerpräsidenten Heinrich Held von der angeblich Legalität seiner Absichten überzeugen. Dieser hob daraufhin das Parteiverbot auf, die anderen Länder zogen nach, und am 27. Februar 1925 wurde die Partei feierlich wiedergegründet. Sie änderte tatsächlich ihre Taktik und versuchte die Macht auf legalem Wege zu erlangen, ohne dabei aber auf ihren Aktionismus und ihre Gewaltbereitschaft zu verzichten. Nach der Wiedergründung entstanden zahlreiche Parteigliederungen wie die Hitlerjugend. Im November 1925 wurde die Schutzstaffel (SS) als Elitetruppe zum Schutz der Parteiführung geschaffen, die ab Januar 1929 Heinrich Himmler unterstand. Regional war die Partei in Gaue gegliedert. Im Verlauf der 1920er-Jahre wurde das Führerprinzip in allen Parteigliederungen durchgesetzt. Nach der Wiedergründung wuchs die Mitgliederzahl in den 1920er-Jahren kontinuierlich. Ende 1925 hatte sie 27.000 Mitglieder, Ende 1928 bereits rund 100.000. In den 1930ern stieg sie zur Massenpartei auf. Am 30. Januar 1933 hatte sie 1.435.530 Mitglieder.
Während der Amtszeit Pacellis als Nuntius in München und Berlin hatte die NSDAP bei den Reichstagswahlen nur geringen Erfolg. Sie trat zu denen vom 4. Mai 1924 erstmals an und erhielt 6,5 % der Stimmen bzw. 32 Mandate. Bei den Wahlen vom 7. Dezember 1924 erhielt sie 3,0 % bzw. 14 Mandate und bei denen vom 20. Mai 1928 nur noch 2,6 % bzw. 12 Mandate. Erst in den 1930er-Jahren stieg die Partei rasant auf, am 30. Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler und errichtete anschließend mit seiner Partei das nationalsozialistische Regime.
Literatur
BÜTTNER, Ursula, Weimar. Die überforderte Republik. 1918-1933, in: BENZ, Wolfgang (Hg.), Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 18: 20. Jahrhundert (1918-2000), Stuttgart 2010, S. 171-767, hier 416-420, 425-428, 614-626.
FALTER, Jürgen / LINDENBERGER, Thomas / SCHUMANN, Siegfried, Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik. Materialien zum Wahlverhalten 1919-1933 (Statistische Arbeitsbücher zur neueren deutschen Geschichte), München 1986, S. 44.
HOSER, Paul, Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), 1920-1923/1925-1945, in: Historisches Lexikon Bayerns, in:www.historisches-lexikon-bayerns.de (Letzter Zugriff am: 03.04.2014).
Empfohlene Zitierweise
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei (NSDAP), in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 25026, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/25026. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 31.07.2013, letzte Änderung am 14.04.2014.
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