Ausschuss zur Verteidigung deutscher und katholischer Interessen im Weltkriege

Der Ausschuss zur Verteidigung deutscher und katholischer Interessen im Weltkriege wurde 1915 gegründet. Dieser Ausschuss der Zentrumspartei, an dessen Gründung Matthias Erzberger maßgeblich beteiligt war, stand unter dem Vorsitz des Münsteraner Theologen Joseph Mausbach. Ehrenvorsitzender wurde der bayerische Ministerpräsident und spätere Reichskanzler Georg von Hertling. Dem Geschäftsführenden Ausschuss, der sich im Juli 1915 konstituierte, gehörten der Freiburger Professor Heinrich Finke, der Münchener Professor Hermann von Grauert, der Bonner Professor Aloys Schulte sowie Mausbach und Erzberger an. Der Ausschuss versuchte durch die Verbreitung propagandistischer Schriften in sechs Sprachen der Agitation der deutschen Kriegsgegner im neutralen Ausland entgegenzuwirken und wurde dabei über Erzberger von der Reichsleitung erheblich unterstützt.
Der Ausschuss brachte sich im Frühsommer 1917 auch in die Diskussion um die Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät an der 1914 gegründeten freien Stiftungsuniversität in Frankfurt am Main ein. Ein solches Vorhaben wurde bis dahin vom Bistum Limburg, das über keine eigene Ausbildungsstätte für Theologen verfügte, wegen der säkularen Ausrichtung der Hochschule abgelehnt. Mausbach übersandte dem Limburger Bischof Augustinus Kilian am 17. Juni 1917 eine kurze Denkschrift des ebenfalls in Münster lehrenden und mit ihm befreundeten Max Meinertz, in welcher dieser mit Verweis auf die veränderte politische Lage noch einmal mit neuen Argumenten befürwortete, eine solche Fakultät zu errichten. Diese Intervention bewirkte tatsächlich einen Stimmungsumschwung in Limburg. Jedoch beschlossen die Mitglieder der Fuldaer Bischofskonferenz in ihrer Sitzung vom 21. bis 23. August 1917, die Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät in Frankfurt am Main aus finanziellen Gründen nicht zu unterstützen.
Quellen
Denkschrift "Die Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Frankfurt am Main" von Meinertz; Diözesanarchiv Limburg, Ordinariatsarchiv, Bd. 57, B 1: "Errichtung einer Theologischen Fakultät an der Universität Frankfurt, 1913-1937, fol. 12-18.
Mausbach an Kilian vom 17. Juni 1917, in: Diözesanarchiv Limburg, Ordinariatsarchiv, Bd. 57, B 1: "Errichtung einer Theologischen Fakultät an der Universität Frankfurt, 1913-1937, fol. 10.
Protokoll der Bischofskonferenz in Fulda, 21.-23. August 1917, in: GATZ, Erwin (Hg.), Akten der Fuldaer Bischofskonferenz, Bd. 3: 1900-1919 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte A 39), Mainz 1985, Nr. 310, S. 275-285, hier 279.
Literatur
BACHEM, Karl, Vorgeschichte, Geschichte und Politik der Deutschen Zentrumspartei. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Bewegung sowie zur allgemeinen Geschichte des neueren und neuesten Deutschlands 1815-1914, Bd. 9: Ergänzungen, Nachträge und Berichtigungen, Köln 1932, S. 488 f.
KLUKE, Paul, Die Stiftungsuniversität Frankfurt am Main 1914-1932, Frankfurt am Main 1972, S. 333-349, 384, Anm. 35.
ROTBERG, Joachim, "Ein Beitrag zu Deutschlands geistiger Einheit …" Die Nachkriegspläne zur Errichtung einer Katholisch-Theologischen Fakultät an der Frankfurter Universität (1945-1948), in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 51 (1999), S. 227-262, hier 338, Anm. 35.
Empfohlene Zitierweise
Ausschuss zur Verteidigung deutscher und katholischer Interessen im Weltkriege, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 28059, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/28059. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 14.01.2013, letzte Änderung am 10.03.2014.
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