Errichtung einer katholischen Universität in Fulda

Im 19. Jahrhundert war das deutsche Universitätswesen vorwiegend protestantisch ausgerichtet und außerhalb der theologischen Fakultäten gab es nur wenige katholische Professoren. Vielerorts wurde Katholiken der Aufstieg ins akademische Lehramt systematisch verwehrt. 1848 berieten die deutschen Bischöfe auf der Würzburger Bischofskonferenz im Zusammenhang mit der generellen Frage nach der Ausbildung des Klerus sowie der Errichtung geistlicher Bildungsanstalten auch über die Errichtung einer katholischen Universität in Fulda. In Fulda hatte es bereits seit 1734 eine katholische Universität gegeben, die 1805 im Zuge der Säkularisation aufgelöst worden war. Seitdem war in Fulda eine Theologische Lehranstalt des Bischöflichen Priesterseminars eingerichtet.
Insbesondere von den Piusvereinen wurde die Idee einer katholischen Universität hochgehalten und auch der Aachener Katholikentag sprach sich 1862 einmütig für die Errichtung der Universität auS. Papst Pius IX. unterstützte diese Bestrebungen und ernannte eine bischöfliche Kommission für die Ausführung dieses PlaneS. Der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler bezeichnete die Errichtung einer katholischen Universität als eine "Notwendigkeit für die Kirche Deutschlands".
1867 wurde auf der Konferenz von Fulda intensiv über die Errichtung einer katholischen Universität in Fulda debattiert. Die Bischöfe sprachen sich grundsätzlich für die Universitätsgründung aus, mussten jedoch akzeptieren, dass sie vorerst nicht durchführbar war. Es fehlte eine Finanzierung und zudem musste man befürchten, dass die meisten Staaten die Anerkennung der auf der katholischen Universität abgelegten Prüfungen verweigern würden. 1869 entschieden die Bischöfe sich auf der Konferenz in Fulda schließlich gegen die Errichtung einer katholischen Universität. Der Theologischen Hochschule in Fulda wurde statt dessen eine philosophische Fakultät angegliedert, wodurch zumindest ein ausbaufähiges Fundament für eine spätere Universität gelegt sein sollte.
Während des Kulturkampfes war an die Errichtung einer katholischen Universität nicht mehr zu denken. Die Idee lebte jedoch noch bis ins 20. Jahrhundert weiter und so debattierte die Fuldaer Bischofskonferenz 1920 noch entsprechende Pläne. Zur Gründung einer freien katholischen Universität in Fulda kam es allerdings nicht.
Quellen
Protokoll der Fuldaer Bischofskonferenz vom 17.-20. August 1920, in: HÜRTEN, Heinz (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1918-1933, Bd. 1: 1918-1925 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte A 51), Paderborn u. a. 2007, Nr. 120, S. 235-250, hier 243.
Literatur
Beschluss der Fuldaer Bischofskonferenz vom 17. bis 20. August 1920 zur Gründung einer katholischen Universität in Fulda; Schlagwort Nr. 378.
KETTELER, Wilhelm Emmanuel, Deutschland nach dem Kriege von 1866, Mainz 1867.
LILL, Rudolf, Die ersten deutschen Bischofskonferenzen, Freiburg im Breisgau 1964.
Theologische Fakultät Fulda, in: thf-fulda.de (Letzter Zugriff am: 10.06.2013).
Empfohlene Zitierweise
Errichtung einer katholischen Universität in Fulda, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 325, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/325. Letzter Zugriff am: 20.04.2024.
Online seit 14.05.2013, letzte Änderung am 16.12.2013.
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