Rheinlandbesetzung 1918-1930

Nach dem Waffenstillstand von Compiègne vom 11. November 1918 wurde das linke Rheinufer mit drei Brückenköpfen bei Köln, Koblenz und Mainz von französischen, belgischen, britischen und amerikanischen Truppen besetzt. Diese sollten in drei Schritten nach fünf, zehn bzw. 15 Jahren geräumt werden, wobei der 10. Januar 1920 als Stichtag festgelegt wurde.
Das Hauptquartier der französisch besetzten Gebiete befand sich in Mainz. Die Franzosen dehnten ihr Besatzungsgebiet bis 1920 durch die abnehmenden Truppenkontingente der übrigen Mächte auf über Dreiviertel des gesamten Besatzungsgebietes auS. Die Briten besetzten das Gebiet um Köln, die Belgier das um Aachen und den Niederrhein und die Amerikaner das um Koblenz. Im Januar 1923 übernahmen die Franzosen nach Abzug der Amerikaner auch deren Gebiet.
Dazu wurden neben dem im Versailler Vertrag festgelegten Gebieten bis 1923 weitere besetzt, etwa im Januar 1919 ein kleiner Brückenkopf östlich von Kehl zur Ergänzung der militärischen Festungsanlagen von Straßburg und im April/Mai 1920 im Zuge des sogenannten Main-Einfalls französischer Truppen Gebiete um Frankfurt und Darmstadt, um unzureichend abgesprochene Einsätze der Reichwehr gegen Arbeitermilizen in der entmilitarisierten Zone zu beenden. Daneben kam es 1921 zur belgisch-französischen Besetzung der sogenannten Sanktionsgebiete um Düsseldorf, Duisburg und Oberhausen, um das Reich zu Annahme der Reparationspläne zu zwingen und schließlich 1923 zur Ruhrbesetzung.
1924 begann eine langfristige Wende hin zur allmählichen Beendigung der Besetzung. Bis zum Sommer 1925 waren nur noch die im Versailler Vertrag festgelegten Gebiete besetzt. Nach den Locarno-Verträgen begann Ende November 1925 der britische Rückzug aus dem Raum Köln. Die beiden anderen Besatzungszonen wurden bis zum 30. Juni 1930 geräumt.
Quellen
Friedensvertrag von Versailles vom 28. Juni 1919, in: Reichs-Gesetzblatt 1919, Nr. 140, S. 687-1350, hier Art. 428-432, S. 1308-1311, in: alex.onb.ac.at (Letzter Zugriff am: 1.08.2012).
Literatur
BÜTTNER, Ursula, Weimar. Die überforderte Republik. 1918-1933, in: BENZ, Wolfgang (Hg.), Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 18: 20. Jahrhundert (1918-2000), Stuttgart 102010, S. 171-767, hier 354, 577 f.
STEEGMANS, Christoph, Die finanziellen Folgen der Rheinland- und Ruhrbesetzung 1918-1930, Stuttgart 1999.
STEEGMANS, Christoph, Die "Rheinlandbesetzung" 1918-1930 im wirtschaftlichen und sozialen Überblick, in: BREUER, Dieter / CEPL-KAUFMANN, Gertrude (Hg.), "Deutscher Rhein – fremder Rosse Tränke?" Symbolische Kämpfe um das Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens 70), Essen 2005, S. 13-56, hier 14-16.
Empfohlene Zitierweise
Rheinlandbesetzung 1918-1930, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 6070, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/6070. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 04.06.2012, letzte Änderung am 25.03.2013.
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