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                            Dokument-Nr. 14077
                         
                        
                        Heiligster Vater!
In inniger Dankbarkeit gedenken wir der hochherzigen Spende, mit der Du im vergangenen Jahre der christlichen Theaterbewegung Deutschlands, dem Bühnenvolksbund ermöglicht hast, seine Arbeit, die auf dem so wichtigen Gebiete der Kunst des Theaters eine Erneuerung des deutschen Volkstums aus der Tiefe der christlichen Lebensauffassung erstrebt, seine Arbeit weiterzuführen. Auf Grund Deiner huldvollst gewährten Hilfe ist es uns gelungen, den Bühnenvolksbund in immer weitere Kreise hineinzutragen, sodass jetzt nahezu das ganze Land mit einem Netz von christlichen Theatergemeinden, deren Teilnehmer sich verpflichten, keine Aufführungen glaubens- oder sittenfeindlicher Stücke zu besuchen, überspannt ist. Auch war es uns möglich, viel zu tun zur Förderung der jungen katholischen dramatischen Dichter Deutschlands und ihnen den Druck und zahlreiche Bühnenaufführungen einer Anzahl von Dichtungen, die in ganz besonderem Masse Ausdruck der katholischen Idee sind und als solche in weite Kreise unseres Volkes, namentlich der Jugend hinein, wirksam wurden, zu ermöglichen.
Eine neue, ganz besonders dringende Aufgabe, deren Inangriffnahme nicht länger hinausgezögert werden kann, hat sich nunmehr dem Bühnenvolksbund im Verlauf seiner Arbeiten als unabweisbar notwendig herausgestellt. Aber zu ihrer Durchführung sind erhebliche Mittel notwendig, die wir nicht aufbringen
Vor allem aber bietet sich hier für Deine in unseren Reihen stehenden geistlichen Söhne eine ganz besonders grosse und neue Aufgabe der Seelsorge, die sich an Bedeutung geradezu mit der Wichtigkeit der jetzt in Deutschland mit so viel Eifer betriebenen Studentenseelsorge vergleichen lässt. Der grössere Teil des deutschen Schauspielstandes kommt aus den katholischen Gegenden namentlich des Südens und des Westens, deren Bewohner leichter
Wir bemühen uns zurzeit sehr um die Aufbringung der erforderlichen Mittel, um einer voraussichtlichen grösseren Anzahl von Künstlern Unterkunft und Verpflegung während des
In tiefster Ehrfurcht
verharren Deiner Heiligkeit gehorsamste
und ergebenste Söhne
Der Vorstand des Bühnenvolksbundes E. V.
i. A. M. Baumann 
                        
                             
                        Online seit 23.07.2014. 
                    
    Dokument-Nr. 14077
Baumann, M. an Pius XI.
 an Pius XI.
Frankfurt am Main, 30. Juni 1923
                        In inniger Dankbarkeit gedenken wir der hochherzigen Spende, mit der Du im vergangenen Jahre der christlichen Theaterbewegung Deutschlands, dem Bühnenvolksbund ermöglicht hast, seine Arbeit, die auf dem so wichtigen Gebiete der Kunst des Theaters eine Erneuerung des deutschen Volkstums aus der Tiefe der christlichen Lebensauffassung erstrebt, seine Arbeit weiterzuführen. Auf Grund Deiner huldvollst gewährten Hilfe ist es uns gelungen, den Bühnenvolksbund in immer weitere Kreise hineinzutragen, sodass jetzt nahezu das ganze Land mit einem Netz von christlichen Theatergemeinden, deren Teilnehmer sich verpflichten, keine Aufführungen glaubens- oder sittenfeindlicher Stücke zu besuchen, überspannt ist. Auch war es uns möglich, viel zu tun zur Förderung der jungen katholischen dramatischen Dichter Deutschlands und ihnen den Druck und zahlreiche Bühnenaufführungen einer Anzahl von Dichtungen, die in ganz besonderem Masse Ausdruck der katholischen Idee sind und als solche in weite Kreise unseres Volkes, namentlich der Jugend hinein, wirksam wurden, zu ermöglichen.
Eine neue, ganz besonders dringende Aufgabe, deren Inangriffnahme nicht länger hinausgezögert werden kann, hat sich nunmehr dem Bühnenvolksbund im Verlauf seiner Arbeiten als unabweisbar notwendig herausgestellt. Aber zu ihrer Durchführung sind erhebliche Mittel notwendig, die wir nicht aufbringen
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können und zu deren Erlangung uns wieder nur der
        eine Weg übrig bleibt, uns vertrauensvoll an den Vater der Christenheit zu wenden. Es
        handelt sich um die Erfassung der katholischen Schauspieler, Regisseure, Bühnenbildner,
        Sänger, Kapellmeister usw., um auch sie in den Dienst der christlichen Theaterbewegung zu
        stellen, denn was hilft uns alle Pflege des katholischen Dramas und Förderung unserer
        christlichen Dichter, womit ja der Bühnenvolksbund in den letzten Jahren unleugbar grosse
        Erfolge errungen hat, wenn es uns nicht gelingt, auch für die Darstellung der Werke unserer
        Dramatiker künstlerische Kräfte zu finden, die von innen heraus den Geist der Dichtung, den
        sie im Volk verkörpern sollen, zu erfassen in der Lage sind. Mehrmals haben wir die
        Erfahrung machen müssen, dass die Aufführung bedeutender dramatischer Dichtungen unserer
        jüngeren katholischen Dichtergeneration deshalb nicht zur vollsten Wirkung gelangt, weil
        nicht die Schauspieler in ihren Dienst gestellt werden könnten, die zum inneren Erlebnis des
        Kunstwerkes fähig waren.Vor allem aber bietet sich hier für Deine in unseren Reihen stehenden geistlichen Söhne eine ganz besonders grosse und neue Aufgabe der Seelsorge, die sich an Bedeutung geradezu mit der Wichtigkeit der jetzt in Deutschland mit so viel Eifer betriebenen Studentenseelsorge vergleichen lässt. Der grössere Teil des deutschen Schauspielstandes kommt aus den katholischen Gegenden namentlich des Südens und des Westens, deren Bewohner leichter
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beweglich und spielfreudiger sind,
        als die schwereren Norddeutschen. Aber leider gehen in der ganz unchristlichen Atmosphäre
        des Theaters, wie es zurzeit bei uns ist, dem Glauben überaus viele katholischen [sic]
        Schauspieler verloren. Wir denken nun daran, in losem Zusammenhange mit dem Bühnenvolksbund
        einen Zusammenschluss, der zunächst zu erreichenden und noch auf positivem Boden stehenden
        Mitglieder der oben genannten Künstlerkategorien zu schaffen. Noch in diesem Jahre soll der
        Plan verwirklicht werden, sie zu einem mehrwöchigen Kursus, der gleichzeitig als eine
        Ausspannung von der schweren Berufsarbeit gedacht ist in einer geeigneten Gegend, vielleicht
        auf einem früheren Adelssitze oder in einem ähnlichen Gebäude zu versammeln, zur Aussprache
        mit den geistigen Führern der christlichen Theaterbewegung und zur gleichzeitigen
        Inangriffnahme der geschilderten seelsorglichen Aufgaben, zu deren Durchführung wir in dem
        Mitglied unseres Direktoriums, Herrn Studentenseelsorger Grosche, Köln, Universität den
        geeigneten Mann wissen, der auch in seiner bisherigen Wirksamkeit sich die Beziehungen
        geschaffen hat, durch der [sic] Vermittlung der Weg zur Erfassung der in Betracht kommenden
        Künstlerkreise gebahnt ist. In der sehr segensreich wirkenden Vereinigung der katholischen
        Schauspieler Englands, der Catholic Stage Guild sehen wir ein Vorbild für die geplante
        Zusammenfassung der katholischen Schauspieler Deutschlands.Wir bemühen uns zurzeit sehr um die Aufbringung der erforderlichen Mittel, um einer voraussichtlichen grösseren Anzahl von Künstlern Unterkunft und Verpflegung während des
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geplanten Kursus sicherzustellen und weiterhin die
        Fundamente für eine grosszügige Organisation der katholischen Bühnenkünstler Deutschlands zu
        legen. Wir haben auf Grund sehr sorgfältiger Ueberlegungen die Kosten des geplanten
        Unternehmens in italienischer Währung ausgedrückt auf etwa 40.000,- Lire berechnet,
        sehen aber leider nur recht wenig Möglichkeiten, sie von uns selbst aus zu bestreiten.
        Immerhin hoffen wir vielleicht die Hälfte der erforderlichen Summe aufzubringen; mit der
        demutsvollen Bitte, mit der Zuwendung der anderen Hälfte der erforderlichen Summe die
        Durchführung des grossen Werkes, zu dem wir in Ehrfurcht Deinen Segen erflehen, zu
        ermöglichen, nahen wir Deinem erhabenen Throne. In tiefster Ehrfurcht
verharren Deiner Heiligkeit gehorsamste
und ergebenste Söhne
Der Vorstand des Bühnenvolksbundes E. V.
i. A. M. Baumann
