Dokument-Nr. 14100

Zum Konkordats-Abschluß, in: Bayerischer Kurier und Münchener Fremdenblatt, 21. Januar 1925
Zum Konkordats – Abschluß.
In den Festräumen des Ministerpräsidentenhauses an der Königinstraße fand zu Ehren Sr. Ecz. des Apostolischen Nuntius Msgr. Pacelli ein Festessen statt. Ministerpräsident Dr. H e l d hatte aus diesem Anlaß eine Reihe von Persönlichkeiten eingeladen, die unmittelbar an der Konkordatsarbeit beteiligt waren. Von den Ministern waren erschienen: Finanzminister Dr. Krausneck, Innenminister Stützel, Sozialminister Oswald und Landwirtschaftsminister Fehr, ferner war Einladung ergangen an den Vorgänger des Ministerpräsidenten im Amte. Trägt doch das am 29. März zwischen dem päpstlichen Stuhle und der bayerischen Staatsregierung abgeschlossene Konkordat die Unterschrift Dr. Eugen v. Knillings. Als bayerischer Ministerpräsident und Außenminister in der Zeit, wo die Konkordatsverhandlungen zwischen Regierung und Kurie in das entscheidende Stadium traten und zum glücklichen Abschluß gelangten, hat sich Dr. v. Knilling die höchsten Verdienste um das nunmehr fertiggestellte Werk erworben. Der zurzeit von München abwesende Kardinal Erzbischof Dr. v. F a u l h a b e r war leider am Erscheinen verhindert und hatte sich entschuldigen lassen. Aus Regensburg war Herr Weihbischof Hierl erschienen.
Im Laufe des Festessens hielt zunächst Ministerpräsident Dr. Held einen Trinkspruch, der in ein Hoch auf seine Heiligkeit Papst Pius XI. und seinen Stellvertreter in München, den Herrn Apostolischen Nuntius ausklang. In dieser Ansprache erinnerte Dr. Held zunächst mit schmerzlichem Bedauern an die Abwesenheit des Mannes, der in erster Linie berufen gewesen wäre, an dieser festlichen Veranstaltung teilzunehmen. Es ist dies Dr. M a t t , der leider zur Wiederherstellung seiner Gesundheit fern der Heimat weilen muß. Dann wies der Ministerpräsident auf die hohe staatspolitische und kulturpolitische Bedeutung des Konkordates hin. Mit diesem Konkordat hat Bayern die alten Traditionen erneuert und bekräftigt, durch die es seit Jahrhunderten in Treue und Liebe mit dem Heiligen Stuhle verbunden ist. Das neue Konkordat, das an die Stelle des vor 100 Jahren abgeschlossenen getreten ist, wird eine neue Epoche in der Entwicklung des geistigen, sittlichen und religiösen Lebens in Bayern herbeiführen. Das Verhälnis zwischen Staat und Kirche ist so im Geiste des Friedens und des gegenseitigen Verständnisses geregelt worden, daß in Zukunft wohl kein Teil Anlaß zu Klage haben wird. Wir sind alle glücklich, daß es gelungen ist, nach lagen Jahren und mühevoller Arbeit endlich zum Abschlusse gekommen zu sein. In dieser Stunde ziemt es sich, den Blick zu wenden nach der heiligen Stadt, wo der Hl. Vater thront. In diesem Augenblick, wo wir ehrfurchtsvoll und in kindlicher Liebe unsere Augen nach Rom richten, bewegen uns vor allem Gefühle der tieften Dankbarkeit gegen den glorreich regierenden Papst Pius XI., den treuen Freund des deutschen Volkes, der ihm in seiner Not so oft mit väterlicher Liebe beigestanden ist. Gerade in den Tagen des Abschlusses des Konkordates hat er neuerdings einen Beweis seiner warmen Gefühle für das deutsche Volk erbracht. Dafür schulden wir dem Hl. Vater den tiefsten Dank. In Dankbarkeit und Verehrung gedenken wir aber auch des Vertreters Sr. Heiligkeit in München. Msgr. Pacelli hat jederzeit in entgegenkommendster Weise und mit nie rastender Hingabe die Wege geebnet. Das glücklich gelungene Werk des Konkordates ist ein Stück des verdienstvollsten Lebenswerkes des Apostolischen Nuntius Pacelli, dem wir an dieser Stelle unseren ehrfurchtsvollsten Dank sagen. Wir wollen hoffen, daß er sich zeitlebens des Segens erfreuen möge, der aus diesem Werke strömt. Msgr. Pacelli darf sich vor allem sagen, daß er der bayerischen Jugend einen großen Dienst erwiesen hat. Wir sind der festen Überzeugung, daß die loyale Durchführung des neuen Konkordates dem bayerischen Staate und der katholischen Kirche neueer folgreiche Wege ebnen wird für ihre Arbeit im Dienste der Wohlfahrt des Volkes. Unmittelbar auf das Hoch auf seine Heiligkeit den Papst und Seine Ecz. den Apostolischen Nuntius erwiderte Msgr. P a c e l l i mit folgendem Toast: „Ich danke dem hochverehrten Herrn Ministerpräsidenten von Herzen für die freundlichen Worte, besonders für das Gedenken der erhabenen Person Seiner Heiligkeit des glorreich regierenden Papstes Pius XI. Ich kann die hohe historische Bedeutung des Abschlusses des bayerischen Konkordates mit dem Hl. Stuhl um so mehr würdigen, als ich den ganzen langen mühevollen Verlauf der Verhandlungen habe verfolgen dürfen. Deshalb weiß ich genau, welche außerordentlichen Verdienste die bayerische Regierung sich an dem Zustandekommen dieses großen Werkes erworben hat. Ich darf besonders erwähnen den hochverehrten Herrn Ministerpräsidenten, der in so überaus glänzender Weise mit großer Klugheit und Energie das Konkordat im Landtage vertreten hat, ferner speziell Se. Ecz. Dr. v. Knilling, den leider abwesenden Staatsminister Dr. Matt, den Staatsminiscter Dr. Krausneck und die Herren Abgeordneten und Regierungsvertreter, die im Landtage für die Sache so hervorragend eingetreten sind. Wie der Herr Ministerpräsident bin ich fest überzeugt, daß das Konkordat zum Wohle n i c h t w e n i g e r d e s S t a a t e s als d e r K i r c h e gereichen wird im lieben Bayerlande, das ich immer unvergeßlich in meinem Herzen bewahren werde. In diesem Sinne erhebe ich mein Glas auf das Wohl des edlen bayerischen Volkes und der bayerischen Staatsregierung".
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 21. Januar 1925, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 14100, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/14100. Letzter Zugriff am: 30.04.2024.
Online seit 24.06.2016.