Dokument-Nr. 15632
Georg Alexander zu Mecklenburg an Pacelli, Eugenio
Schloss Remplin bei Malchin in Mecklenburg, 10. Oktober 1925

Abschrift
Eure Excellenz!
Hochwürdigster und Gnädigster Herr Nuntius!
Im Anschluss an meine Unterredung mit Euer Excellenz am vorigen Mittwoch, erlaube ich mir einige Worte über die gegenwärtige Lage in Wolynien mitzuteilen, mit der ergebensten Bitte, wenn möglich diese Nachrichten nach Rom zu überbringen, da ich noch immer in der Ungewissheit über meine Reise dahin stehe. Am liebsten hätte ich die Sache persönlich an Mons. Pizzardo gemeldet, aber ich möchte die Angelegenheit auch nicht weiter hinausschieben.
Die neue Diözese Luck steht vakant und muss in allernächster Zeit besetzt werden. Ich hatte mir erlaubt im Gespräche den Namen des Mons. Okolo-Kulak als Kandidaten auf diesen Posten zu nennen. Es muss berücksichtigt werden, dass das ehemalige russische Wohynien etwa 1.500.000 Orthodoxe zählt und nur etwa 195.000 Katholiken. Dazu kommt noch der Umstand, dass die polnische Regierung diese Orthodoxen ihres Glaubens willen stark verfolgt hat. Trotzdem existiert eine gewisse Tendenz zum Katholizismus unter diesen Orthodoxen, die vielversprechend ist, wenn sie klug und taktvoll, aber auch vor allem durch eine sachverständige, milde Hand ausgenutzt wird. Die Kandidaten auf diesen höchst verantwortungsvollen Bischofssitz, die ich bis jetzt habe nennen hören, scheinen mir nicht nur unpassend, sondern auch bedenklich zu sein. Namentlich der bisherige Weihbischof in Jitomir, Mons. Godlewski, der seinerzeit nur aus Courtoisie der Kaiserlich-Russischen Regierung gegenüber ernannt wurde, und der äussert [sic] nationalistische Bischof Szelazek, scheinen mir äusserst unge-
74v
eignet zu sein. Ich erlaube mir auf Mons. Okolo-Kulak nicht nur deshalb hinzuweisen, weil ich ihn persönlich gut kenne und sehr hoch schätze, sondern auch weil ich seine Sachkenntnis und seine grossen Eigenschaften in der Praxis kennenlernte. Namentlich weiss er mit Orthodoxen umzugehen, was wohl kaum ein polnischer Prälat verstehen wird. Gerade wegen der grossen Mehrheit an Orthodoxen in Wolhynien wäre es wichtig eine passende Persönlichkeit in dieser Provinz zu sehen, die segensreich wirken kann.
Ich glaube, dass ich nicht das Recht habe Mons. Pizzardo diese Angelegenheit direkt zu unterbreiten, aber die Unionsfragen stehen mir immer so nahe, das ich mir hiermit erlaubte, Euer Exzellenz diese Informationen zu unterbreiten mit der Bitte, sie vielleicht nach Rom zu übermitteln. Es handelt sich um ein Stück russischen Landes, welches für die Heilige Kirche gewonnen werden kann, und ich hätte mir Vorwürfe gemacht, wenn ich Eure Exzellenz als den nächsten Vertreter des Heiligen Stuhles nicht davon in Kenntnis gesetzt hätte.
Sobald ich von S.B.G. dem Bischof von Osnabrück Auskunft über den Brief S.E. Kardinal Bertram erfahre, werde ich nicht verfehlen Euer Exzellenz davon sofort zu informieren.
In tiefster Ehrerbietung und alleraufrichtigster Verehrung verharre ich als
Euer Hochwürdigsten Exzellenz
ganz gehorsamst ergebener
(gez.) Georg von Carlow
Schloss Remplin bei Malchin Mecklenbg
Empfohlene Zitierweise
Georg Alexander zu Mecklenburg an Pacelli, Eugenio vom 10. Oktober 1925, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 15632, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/15632. Letzter Zugriff am: 02.05.2024.
Online seit 24.06.2016.