Dokument-Nr. 16701
Staab, Georg Maria an Schubert OSA, Ambrosius
Marienruhe bei Hammelburg, 04. November 1923

Mein lb. Herr Pater Generalassistent!
Im Auftrage des Herrn Prälaten Dr. Winterstein und selbst als Bittender komme ich in die Zentrale der Christenheit, in unmittelbarer Nähe des Hl. Vaters zu Ihnen. -- Wir haben im Februar unmittelbar an den Hl. Vater ein Bittgesuch um einen Zuschuss für unser Kinderheim gemacht. Der Hl. Vater hat dieses Gesuch an die Nuntiatur in München geleitet und von hier aus ging es an das bischöfliche Ordinariat Würzburg mit der Bitte, ihm mitzuteilen, ob das Kinderheim Marienruhe einer Unterstützung würdig sei. Das bischöfliche Ordinariat hat dieses Schreiben etwas lange liegen lassen. -- Wie beiliegendes Schreiben des hochw. Herrn Nuntius zeigt, ist das Gesuch Ende September mit der Begutachtung und der väterlichen Befürwortung seitens des hochw. Herrn Nuntius nach Rom abgegangen.
Am 18. Nov. teilte mir nun das Reich mit, dass meine Arbeit, die ich nunmehr seit 3 Jahren in der Bewerbung der Einrichtungsgegenstände im Kinderheim Marienruhe gegenüber dem Reiche geleistet habe, mit Unterstützung der Abgeordneten aller Parteien, von Erfolg gekrönt sei. -- Ich bekomme die gesamte Einrichtung
96v
für 1.200 Kinder und 100 Gäste, also 1.300 Betten, 200 Bettücher, 2.000 Einschlagtücher, 2.000 Kopfüberzüge, 12.000 [sic] Stühle, 500 Bänke, kurzum alles, was zu einem derartigen Betriebe gehört, das ganze Geschirr, nahezu 700 Schränkchen, alles zusammen zum billigen Preise von 15.000 Mk. Ich habe dies auch bereits in einem Schreiben an die Nuntiatur mitgeteilt.
Ich wäre Ihnen nun sehr dankbar, wenn vielleicht durch irgend eine Fühlungnahme bei Sr. Eminenz, den hochw. Herrn Kardinal, Staatssekretär Sr. Heiligkeit, angefragt werden könnte, ob der Hl. Vater in dieser Sache schon entschieden hat. -- Wir müssen dem Reiche bis zum 15. Dezember Antwort geben, andernfalls würde über die sämtlichen Gegenstände anderweitig verfügt werden. Das Kinderheim könnte höchstens noch 1 Jahr bestehen und dann müsste die schöne Arbeit kath. Liebestätigkeit, das grösste kath. Kinderheim in Deutschland auffliegen.
Bei der Liebe, die gerade Ew. Gnaden für die alte Heimat, ganz besonders aber für das lb. Frankenland und das Kinderheim Marienruhe haben, glauben wir keine Fehlbitte zu tun, wir wissen aber auch umgekehrt bei Se. Eminenz, der ja stets der treue Ratgeber Seiner Heiligkeit, des grossen deutschen Kinderfreundes war, nicht umsonst zu bitten, wenn wir ihm durch eine Mittelsperson nochmals unser Anliegen vortragen.
Von uns allen in Marienruhe, besonders aber von meiner lb. Frau, den Kindern und mir recht herzliche Grüsse
Ew. Gnaden dankbar ergebenster  G. Staab
Empfohlene Zitierweise
Staab, Georg Maria an Schubert OSA, Ambrosius vom 04. November 1923, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 16701, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/16701. Letzter Zugriff am: 23.05.2024.
Online seit 17.12.2014.