Dokument-Nr. 19401
Hugo, Ludwig Maria an Pacelli, Eugenio
Mainz, 05. September 1928

Euerer Exzellenz
beehre ich mich folgende Bitte ehrerbietigst zu unterbreiten:
Am 16. Oktober d. J. begeht die Diözese Mainz die Weihe unsrer altehrwürdigen, neu hergestellten Kathedrale. Ihre Gründung durch den Mainzer Erzbischof Willigis fällt in das Jahr 975. Die Geschichte des Gotteshauses ist innig verwachsen mit der Geschichte unsers deutschen Vaterlandes: war sie doch die Kathedrale des Kurerzkanzlers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der fast tausend Jahre die Geschicke Deutschlands leitete. Deshalb bildet der Dom zu Mainz gewissermaßen zugleich ein Reichsdenkmal. Im Laufe der Jahrhunderte war das Bauwerk vielen Fährnissen ausgesetzt. Zuletzt waren seine Fundamente unterwühlt, Mauern und Pfeiler waren in ihrer Festigkeit erschüttert, ein sicherer Ruin war zu befürchten. Um das Gotteshaus zu retten, mußten überaus kostspielige Arbeiten ausgeführt werden. Bei dem geringen Umfang der heutigen Diözese Mainz, die zudem größtenteils im besetzten Gebiete liegt, wäre es unmöglich gewesen, die Kosten, die über vier Millionen Mark betragen, aufzubringen. Mit Rücksicht auf die Bedeutung des Domes für die deutsche Geschichte hat die Reichsregierung und die Regierung des Staates Hessen in wohlwollender Weise uns die Mittel zu dem sehr niedrigen Zinsfuß von 2% zur
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Verfügung gestellt und außerdem Aussicht gegeben, daß wir uns um die Rückzahlung der Schuld keine Sorgen zu machen brauchten. Dieses Wohlwollen haben wir zum großen Teil den Regierungsbeamten in Berlin und Darmstadt zu verdanken. Es sind dies die Herren Ministerialrat Dr. Donnevert und Ministerialrat v. Manteuffel, beide in Berlin, und die Herren Finanzminister Ferdinand Kirnberger, Legationsrat Walter Dr.1 Heinemann und Ministerialrat Dr. Franz Schrod, alle drei in Darmstadt. Die Herren v. Manteuffel und Dr.2 Heinemann sind zwar Protestanten, haben uns aber in der Beschaffung der Mittel überaus wertvollen Beistand geleistet. Mit Rücksicht auf diese ihre Verdienste bitte ich Euere Exzellenz ergebenst, die Verleihung von La Commenda dell'Ordine di San Gregorio Magno, classe civile, an die genannten fünf Herren hochgeneigtest erwirken zu wollen. Ebenso bitte ich, dem Dombaumeister Herrn Professor Ludwig Becker in Mainz die Auszeichnung von Il Cavalierato dell'Ordine di San Silvestro Papa, sowie dem Bauleiter Herrn Architekten Eduard Knopp das Goldene Kreuz pro Ecclesia et Pontifice gnädigst erwirken zu wollen.
Ich bin überzeugt, daß die genannten Herren die ihnen zugedachte Auszeichnung reichlich verdient haben und nach Gebühr schätzen werden.
Euere Exzellenz bitte ich, den Ausdruck meiner tiefsten Verehrung entgegenzunehmen, womit ich verharre
Eurer Exzellenz
ganz ergebener
+ Ludwig Maria,
Bischof v. Mainz
1Hds. "Dr." von unbekannter Hand, vermutlich vom Verfasser, hinzugefügt.
2Hds. "Dr." von unbekannter Hand, vermutlich vom Verfasser, hinzugefügt.
Empfohlene Zitierweise
Hugo, Ludwig Maria an Pacelli, Eugenio vom 05. September 1928, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 19401, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/19401. Letzter Zugriff am: 25.04.2024.
Online seit 20.01.2020.