Dokument-Nr. 19519
Heßberger, Maria, geb. Berta an Pius XI.
[Ohne Ort], vor dem 04. Dezember 1928

Heiliger Vater!
Zu Füssen des Thrones Euerer Heiligkeit wagen die ehrerbietigst Unterzeichneten in aller Ehrfurcht Folgendes zu unterbreiten:
Im Jahre 1916, mitten in den Zeiten schwerster Kämpfe, als in der Not der Zeit von dem in Gott selig ruhenden Heiligen Vater Benedikt XXI<V>1 der Lauretanischen Litanei die Anrufung "Regina pacis ora pro nobis" eingefügt wurde, regte die verstorbene Führerin des Katholischen Frauenbundes, Hedwig Dransfeld, an, der Friedenskönigin den Bau einer Kirche zu geloben, um den Frieden zu erflehen. Alle Kreise der katholischen Frauen Deutschlands stimmten dem Plan begeistert zu.
Den Weisungen der Fuldaer Bischofskonferenz folgend wurde der ursprüng<l>iche2 Plan, die Kirche in Marburg, der Stadt der hl. Elisabeth, zu erbauen, aufgegeben und der Diasporagemeinde Frankfurt am Main der Bau des Gotteshauses zugesagt.
Im kurzen Zeitraum von 1 1/2 Jahren konnte der Bauplatz für 360.000 M gekauft werden und das notwendige Baukapital mit rund 650.000 M war gesammelt. Doch die nach dem Kriege einsetzende Inflation zerstörte das Werk.
Im Jahre 1926 beschloß der K. D. F. bei seiner Generalversammlung in Hildesheim den Plan wieder aufzunehmen und die kath. Frauenorganisationen wieder zur Erfüllung des alten Gelönisses aufzurufen.
Von neuem, diesmal unter den erschwerendsten Verhältnissen, begann die Sammlung. In 2 Jahren wurden bis heute rund 350.000 RM gesammelt, eine Summe, die zu einem gro
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ßen Teil sich aus den Scherflein der werktätigen Frauen zusammensetzt, die sich diese Spende von ihrem kargen Verdienst absparen mußten. Man konnte am 16. November 1927 mit der Grundsteinlegung den Bau beginnen. Die Schwere der Zeit fordert ein schlichtes Gotteshaus. Aber trotzdem mußte für spätere Jahrhunderte der Leitgedanke zum Ausdruck kommen: "Der Friedenskönigin zur Ehre, den gefallenen Helden zum Gedächtnis, den Lebenden eine Stätte der Gnade."
So finden die überaus einfachen ruhigen Linien der Kirche ihren Abschluß und ihre Krönung in der hohen Portalwand, in deren Nische die 11 Meter hohe Figur der Friedenskönigin in Mosaik dem Gebäude seine Prägung gibt. An die Kirche schließt sich ein Kreuzgang an, der dem Gedächtnis der Gefallenen geweiht ist. Er mündet in die Krypta an dem Altar der schmerzhaften Gottesmutter. Die Einweihung ist für den 2. Februar nächsten Jahres vorgesehen.
Der schwerste Teil der Aufgabe, die Sammlung der zweiten Hälfte der Bausumme, harrt noch der Lösung. Ein Wort der Aufmunterung, des Lobes von Seiten Ew. Heiligkeit würde alle Kräfte neu beleben und das unter so schweren Bedingungen begonnene Werk zum glücklichen Ende führen. Die katholischen Frauen hätten dann der Nachwelt aus schwerster Zeit ein Denkmal dankbarer Liebe gegeben, aber noch mehr eine Stätte des Opfers und des Gebetes um den Frieden für den Frieden der Welt.
In tiefster Verehrung und Demut den Fischerring küssend Euerer Heiligkeit in kindlichem Gehorsam ergebenste Dienerinnen
Arbeits-Ausschuss für den Bau der Frauen-Friedenskirche.
i. A. Maria Hessberger Vors.
1Hds. gestrichen und eingefügt, vermutlich von Hessberger.
2Hds. eingefügt, vermutlich von Hessberger.
Empfohlene Zitierweise
Heßberger, Maria, geb. Berta an PiusXI. vom vor dem 04. Dezember 1928, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 19519, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/19519. Letzter Zugriff am: 19.04.2024.
Online seit 20.01.2020.