Dokument-Nr. 19522
Trog, Liselotte an Pius XI.
Stuttgart, 04. November 1928

Heiliger Vater!
Man hat mir beim Rottenburger Ordinariat gesagt, daß zwar für Rom ein Menschenleben nicht Mittelpunkt des Interesses sei; aber wo ein Mensch in Not sich nach Rom wende, doch dieser Not von Eurer Heiligkeit gesteuert würde. - Ich habe vergebens auf ein Schreiben auf mein Bittgesuch vom 20. Sept. gewartet. Das ärztliche Gutachten vom 30. Sept. muß durch Eminenz Frühwirth auch längst überreicht sein. Und die erneute Bittschrift vom 14. Okt. müßte durch Nuntius Pacelli auch seit langem in Rom übermittelt worden sein.
Bezugnehmend auf meine Bitte um Fürsprache Eurer Heiligkeit beim Neresheimer Abt füge ich hinzu, daß mir der Eintritt bei den Guthirtinnen in Angers, Frankreich bewilligt wurde, daß ich aber wegen der Abtsaffaire nicht ins Fenster eintreten u. keinerlei Arbeit in der Welt finden kann in meiner inneren Zerrissenheit.
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Da ich weder italienische Briefmarken, noch italienisches Geld besitze, ist es mir nicht möglich, das Porto für eine Antwort nach Rom zu senden; man kann ja aber auch ein unfrankiertes Schreiben zur Beantwortung an mich senden; etwa wie beiliegendes Blatt.
Mein wirtschaftliches, seelisches u. sittliches Elend wird immer größer; u. nur die Überlegung, daß ich mir nichts antun darf, solange Rom nicht entschieden hat, hält mich noch vom Selbstmord zurück.
Das ärmste, unseligste Menschenkind bittet in seiner Herzensqual Eure Heiligkeit noch einmal um ein paar fürbittende Zeilen für den Abt von Neresheim -
In Gedanken werfe ich mich zu Füßen Eurer Heiligkeit u. hoffe, - um Gottes Barmherzigkeit willen, - daß mir Eure Heiligkeit helfen!
Liselotte Trog,
Dr. philos.
Empfohlene Zitierweise
Trog, Liselotte an PiusXI. vom 04. November 1928, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 19522, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/19522. Letzter Zugriff am: 16.04.2024.
Online seit 20.01.2020.