TEI-P5
Rennenkampff, Edeltraud Edle von
Wer immer diese Zeilen liest, bitte1 ich um der Liebe Christi willen,2 sie doch dem hl. Vater
zukommen zu lassen,3 da ich in grosser Not und aus grossem Elend diese Bittschrift an
den hl. Vater richte. Es ist meine letzte u. einzige Hoffnung u. wie der
Heiland sich der Witwe von Nain erbarmte, wird der hl. Vater sich meiner erbarmen, denn
Er liebt die Armen, u. ich bin ganz arm u. habe nichts. Alles raubten uns die
Bolschewisten. Auch bitte ich mir zu vergeben, wenn ich nicht die richtige Anrede u. Form
finde. Ich weiss sie leider nicht.
248r, oberhalb des Brieftextes hds. von der Verfasserin notiert: "St. Thereisa [sic]
v. Kinde Jesu, zu der ich eine Nowenen [sic] halte, wird Fürsprache einlegen, dass diese
Zeilen dem hl. Vater zu Händen kommen.-"
Online seit 20.01.2020.
Dokument-Nr. 20270
Rennenkampff, Edeltraud Edle von
: [Kein Betreff]. [Aachen], vor dem 18. September 1929
248v
1925 stand ich
hungernd auf dem St. Petersplatz. Den hl. Vater wagte ich nicht zu sehen, ich
schämte mich meiner Armut.- Mein Beichtvater, (bei dem ich 1920 konvertierte) würde sich
freuen, wenn ich die Ehe eingehen könnte, weil ich nicht so schutzlos allen Verfolgungen
u. der grossen Not preisgegeben wäre. Praktisch ist es aber uns durch alle Jahre ohne
Hilfe nicht möglich, da wir bei der entsetzlichen Teuerung in Deutschland u. den
Stellen ohne Verdienst (wie auch eben mich durchschlage, körperlich leident [sic])
nichts anschaffen konnte und können. Der hl. Vater wird uns helfen in Seiner
grossen Güte und Liebe gegen alle Seine Kinder. Was ich gelitten u. leide u. aus
welch schwerer Not ich diese Bittschrift wage u. wie schwer es mir wird, weiss Gott.
Und der König der Könige der hl. Vater wird sich Seiner armen Tochter u. Dienerin
helfend erbarmen.1↑Hds. von unbekannter Hand rot
unterstrichen.
2↑Hds. von unbekannter
Hand rot unterstrichen von "um" bis "willen".
3↑Hds. von unbekannter Hand rot unterstrichen von "hl." bis
"lassen".