Dokument-Nr. 20291
Prugger, Alexander an Pacelli, Eugenio
Berlin, 23. November 1928

Euerer Exzellenz
haben mir mitgeteilt, dass einzelne Titel durch die Amministrazione di S. Sede und die Amministrazione Pontificia per le opere di religione irrtümlich als Altbesitz angemeldet wurden.
Der Reichskommissar für die Ablösung der öffentlichen Anleihen, dem ich hiervon Kenntnis gegeben habe, hat mir folgendes erwidert:
Durch die übereinstimmenden Feststellungen gewisser Irrtümer sei er genötigt, die frühere Zuteilung der Auslosungsrechte erneut zu prüfen. Er könne aus den Büchern der Reichsschuldenverwaltung zwar ersehen, dass einzelne Titel nicht Altbesitz seien, im übrigen sei er aber bei seiner Entscheidung auf die Beweisurkunden des Anmeldenden angewiesen. Solche
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Beweisurkunden seien im vorliegenden bisher nicht vorgelegt worden, vielmehr seien die Auslosungsrechte lediglich auf eine allgemeine Versicherung besonderer Persönlichkeiten bewilligt worden. Er sähe sich daher jetzt genötigt zu bitten, dass für diejenigen Titel, bei denen der Anspruch auf Anerkennung als Altbesitz aufrecht erhalten wird, Dokumente darüber vorgelegt werden, dass die Stücke vor dem 1. Juli 1920 im Besitze des Anmeldenden gewesen sind.
Ich beehre mich, Euerer Exzellenz von dieser Auffassung des Kommissars Kenntnis zu geben und bemerke dazu, dass der Kommissar bei seinen Entscheidungen richterliche Unabhängigkeit besitzt und an Anweisungen eines Ministeriums nicht gebunden ist.
Ausserdem bitte ich Euerer Exzellenz, mir noch folgende persönliche Bemerkung zu gestatten:
Bei der Besprechung am 4. dieses Monats habe ich Euerer Exzellenz die besonderen Gründe eingehend dargelegt, die mich dazu nötigten, die Bemühungen Euerer Exzellenz zu erbitten. Wenn es mir erlaubt ist, Euerer
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Exzellenz ehrerbietigst für diese Geneigtheit zu danken, möchte ich es jetzt, nachdem über die grundsätzliche und besonders vordringliche Frage Einverständnis besteht, dem Ermessen Euerer Exzellenz überlassen, ob etwa für die Modalitäten der Beweisdokumente die Mitwirkung der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhle erwünscht ist. Gegebenenfalls erbitte ich Euerer Exzellenz Mitteilung, damit die Botschaft mit Anweisung versehen werden kann.
Genehmigen Euerer Exzellenz, dass ich auch bei diesem Anlass die Versicherung meiner besonderen Verehrung und Ehrerbietung erneuere.
Euerer Exzellenz
ergebenster
Prugger.
Empfohlene Zitierweise
Prugger, Alexander an Pacelli, Eugenio vom 23. November 1928, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 20291, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/20291. Letzter Zugriff am: 07.05.2024.
Online seit 20.01.2020.