Dokument-Nr. 21410

Aufzeichnung. Berlin, 24. April 1929

Abschrift zu IV Ru 2677
Der hiesige griechisch-orthodoxe Bischof Tichon ist Beauftragter des Konzils griechisch-orthodoxer Bischöfe in Karlovice (Jugoslavien).
Dieses von dem ehemaligen Metropoliten von Kiew, Antonius, geleitete Konzil, das früher gemeinsam mit den vom Patriarchen in Moskau ernannten Metropoliten Eulogius für Westeuropa und Platon für Nordamerika die "Auslandskirche", d. h. die Verwaltungsbezirke der Kirche außerhalb Rußlands, verwaltet hatte, hat das Recht der Verwaltung nunmehr für sich allein in Anspruch genommen. Die letztgenannten Metropoliten haben sich von dem Konzil getrennt und dessen Beschlüsse für ungültig erklärt. Eulogius hat gegen Tichon einen Gegenbischof, den Probst Prosoroff, ernannt.
Während Eulogius sich weiterhin der Autorität des Patriarchats in Moskau unterstehend erachtet und sich politisch zurück hält, sollen Antonius und das Konzil separatistische Tendenzen verfolgen und sich einseitig auf die Politik monarchistischer Emigrantenkreise festgelegt haben.
Der Vertreter des verbannten Patriarchatsverwesers Petrus von Krutizy, der Metropolit Sergius von Nichni-Nowgorod, hat im Sommer 1927 von den Metropoliten und den ihnen unterstellten Geistlichen im Auslande eine Loyalitätserklärung gegenüber der Sowjetregierung verlangt und von der Abgabe dieser Erklärung die weitere Zugehörigkeit zur Kirche abhängig gemacht. Die Abgabe der Erklärungen wurde an eine Frist gebunden. Welche Geistlichen fristgerecht die Loyalitätserklärung abgegeben haben, ist bisher hier nicht bekannt.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 24. April 1929, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 21410, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/21410. Letzter Zugriff am: 22.05.2024.
Online seit 20.01.2020.