Dokument-Nr. 361

Der erste Tag der Katholikenversammlung. Der Gruß von Rom, in: Germania, Nr. 189, S. 4, 23. August 1926
Der Gruß von Rom. Nuntius Pacelli steht am Rednerpult. Ein weihevoller Augenblick! Tausend und aber Tausend Blicke richten sich auf die verehrungswürdige Gestalt des päpstlichen Vertreters, den die Katholiken Deutschlands schon lange als den Ihren betrachten und bewundern. Die Beifallssalve, die ihm entgegenschallt, gilt zunächst dem Stellvertreter Christi in Rom. Dann aber auch dem hochwürdigsten Nuntius selbst, der als ständiger Gast der Deutschen Katholikentage unsere Herzen erobert hat. Er handhabt das schwere Instrument der deutschen Sprache meisterhaft. Kaum, daß ein fremder Akzent den kunstvollen Aufbau seiner Rede, die Schönheit seiner bilderreichen Ausdrucksweise stört. Die gütigen, mahnenden Worte unseres Bischofs und die anfeuernde Ansprache des Vertreters des Hl. Vaters vereinigen sich zu einem harmonischen Zusammenklang von unerhörter Wucht, und in diesem Augenblick empfindet man besonders das Glück katholisch zu sein. Hier die Worte die Nuntius Pacelli zu einer in stille Andacht versunkenen vieltausendköpfigen Menge sprach: Eminenz, hochansehnliche Festversammlung! Wenn ich der freundlichen Einladung zu der diesjährigen Heerschau der deutschen Katholiken mit besonderer Freude Folge geleistet habe, so liegt der Grund dafür nicht zuletzt in der Wahl des Ortes Ihrer glänzenden Tagung. Schlesien, der Boden, auf dem zwei große Kulturen sich berühren und ihre Berührung wechsel- und schicksalsvolle Geschichte geformt haben. - Das schlesische Volk, das eine der edelsten Frauengestalten der Kirche, eine der zartesten Blüten des deutschen Heimatbodens zu den Seinigen zählte: St. Hedwig, die glaubensstarke und barmherzige Mutter der Armen und Notleidenden. Das schlesische Volk von heute, das nicht nur die sterblichen Überreste seiner Schutzfrau, sondern auch ihren Geist als teuerstes Erbe der Vergangenheit hütet, das Glaubenstreue, Güte und Freigebigkeit als besondere Merkmale seines Volkstums bewahrt hat. Breslau, die alte, auf eine fast tausendjährige Geschichte zurückblickende Bischofsstadt an der Oder, der östliche Brennpunkt der Germania catholica mit seinen herrlichen, Herz und Gemüt erhebenden Heiligtümern – das alles mußte mir die Fahrt nach Schlesiens Hauptstadt und die Teilnahme an ihrer festlichen Tagung zu einem erwünschten und frohen Ereignis machen. Und noch ein anderer Gedanke sprach bei mir entscheidend mit: der Wunsch, dem allverehrten der Breslauer Diözese, Seiner Eminenz dem Hochwürdigsten Herrn Kardinal Fürstbischof Bertram, dessen Vatersorge und nimmer ruhender Arbeitseifer das weite Gebiet von den Abhängen der Beskiden bis an die Gestade der Ostsee umspannt, meine tiefe Verehrung und dankbare Hochschätzung zu bekunden in dem Augenblick, wo die deutschen Katholiken im Schatten der Breslauer Domtürme ihre diesjährige Tagung beginnen, wo dieser riesige Raum der Jahrhundertfeier zur Arena wird, auf der das katholische Deutschland seine Scharen sammelt und ordnet für die gewaltigen Aufgaben und Kämpfe, zu denen die neue Zeit die Anhänger Christi ruft. Zweck und Ziel dieser Generalversammlung ist, im Geiste Christi zur hellleuchtenden, alle Herzen durchglühenden Flamme zu entzünden. Seit Jahrhunderten hat man mit allen Kräften dahin gearbeitet, das private und öffentliche Leben, das Wirken der Menschen im gesellschaftlichen und staatlichen Organismus, immer mehr von Gott und Christus loszulösen. In steigendem Maße ist es der Herrschaft christentumsfremden und religionsfeindlicher Theorien und Strömungen verfallen. Wir alle leiden unter der wachsenden Auswirkung dieser unglücklichen Entwicklung, die in der Sphäre des staatlichen Lebens den Grundsatz zur Geltung gebracht hat, daß Macht vor Recht geht, die in den wirtschaftlichen Beziehungen den Eigennutz und das Klasseninteresse zur letzten Norm erhoben hat und die christliche Liebe zu überwuchern und zu ersticken droht, die die Urzelle aller Volkswohlfahrt, die Ehe und Familie, in ihrer gottgewollten Heiligkeit und Reine antastet, die die Werkstatt für Bildung und Erziehung der Jugend, die Schule, in den Dienst einer einer rein diesseitigen, vom übernatürlichen und ewigen Ziel des Menschen abgewandten Weltanschauung stellen will. Unter den zersetzenden Wirkungen dieser Entwicklung verkümmert der seelische Mensch, Glück und Friede der Völker schwinden dahin, die gesellschaftliche und staatliche Ordnung fühlt die Grundfesten wanken, auf denen frühere Zeiten sie mühselig aufgebaut haben. Aus dieser Welt der Gärung und Unruhe erwacht mit Naturgewalt bei allen Guten eines: die Sehsucht nach christlichen Gedanken, nach übernatürlichen Kräften für die gesamten Lebensgebiete der Politik, der Wirtschaft, der Kultur. Die Verwirklichung des Gedankens vom Königtum Jesu Christi bedeutet die Erfüllung dieser Sehnsüchte, die wie ein Adventswehen durch die Herzen aller Gutgesinnten ziehen. Christus ist der Herr der Welt: einmal Kraft seines Wesens, das durch die wunderbare Verbindung des Gottseins mit der Menschennatur in der göttlichen Person, die das Urbild aller Schöpfung ist, alle ungeschaffene und geschaffene Vollkommenheit in sich vereinigt und so den Gottmenschen zum geborenen König der Welt macht; dann auch kraft seines Erlösungswerkes, durch das er sich die Menschen zu Kindern seines Gottesreiches erkauft hat. Königtum bedeutet Macht; und zwar viel mehr als äußere Macht geistige Macht, Macht über die Menschenherzen. Sie ist es, die Christus allgemein und unbedingt beansprucht. Die Ideen, die die Menschheit bewegen, sollen ein ??????? des Denkens und Wollens Christi sein; die ganze √√√√√ …... Sie soll zur Geltung kommen im Herzen des Einzelnen. Das Königtum Christi kann sich in der Gemeinschaft nicht auswirken, wenn nicht zuerst der Einzelne in sich selbst Christi Ebenbild zu gestalten sucht. Christi Macht soll die Familie beherrschen: dadurch, daß diese sich auf das Sakrament der Ehe gründet; dadurch, daß sie ein Heiligtum wird , in dem das ganze Leben den Geist der Familie in Nazareth atmet. Christi geistige Macht muß auch die Gesellschaft zu neuem Leben erwecken. Der Geist Christi allein kann die harten Gegensätze und tiefen Abstände zwischen den Gesellschaftsklassen ausgleichen. An die Stelle der gewissenlosen Ausnutzung der Konjunktur muß die vom Geiste der Gerechtigkeit und übernatürlichen Nächstenliebe getragene Rücksicht auf den wirtschaftlich ärmeren und schwächeren Volksgenossen treten, die erbarmende Liebe mit dem in der Not versinkenden Mitbruder. Die geistige Herrschaft Christi muß wieder unser Staatsleben beseelen. Christus, der Herr der Welt , leitet die Menschen durch verschiedene Gewalten ihren Zielen zu: ihrem höchsten und ewigen durch die von ihm gegründete übernatürliche und geistige Theokratie, seine Kirche; ihrem diesseitigen durch die weltliche Obrigkeit. Christi Stelle ist es, die die staatliche Autorität vertreten soll. In ihm ruhen ihre unerschütterlichen Fundamente, aus ihm ergibt sich ihr Sinn und ihre hohe Verantwortung: dem gemeinsamen Wohle zu dienen, dem Wohle der Brüder und Schwestern Christi. Das geistige Königtum Christi soll endlich die Beziehungen der Völker und Staaten untereinander beherrschen. Nicht Nationalhass, die Irrlehre der modernen Zeit, darf ihnen das Siegel aufdrücken, sondern das Bewusstsein, daß wir alle aus der Hand desselben Schöpfers hervorgegangen und durch die Gnade Kinder Gottes und Brüder Jesu Christi geworden sind. Recht und Freiheit, Ordnung und Ruhe, Eintracht und Friede, das sind die wunderbaren Segnungen des Königtums Christi. Friedensfürst wird er heißen, und in seinen Tagen wird Gerechtigkeit und Überfülle des Friedens uns zuteil werden. Dies prophetische Wort vom Messiaskönig wird seine ganze Erfüllung freilich erst im Jenseits finden. Aber wie haben die heilige Pflicht, dahin zu arbeiten, dass schon hienieden an die Stelle des Geistes der Gottverneinung und Sittenlosigkeit, der Friedlosigkeit und des Hasses die Herrschaft Christi trete. Mögen alle Ihre Beratungen unter dem heiligen Imperium dieser Idee stehen. Möge der Geist Gottes, der Geist der Liebe ist, Ihre Herzen durchglühen und in Ihnen den Königsgedanken Christi zum innersten Erlebnis werden lassen, damit Sie in dem Lichte dieser Erkenntnis und erfüllt von dem Gottesfeuer, das sich an ihr entzündet von hier zurückkehren als Herolde und Apostel des Königtums Christi, um es hinzutragen zu denen, die, sei es aus Schwäche, sei es aus Unwissenheit, ihm bisher den Eingang in ihre Herzen verwehrt haben. Daß diesem Apostolat die befruchtende Gnade von oben beschieden sei, dafür erteile ich Ihnen im Namen unseres gemeinsamen Vaters, des glorreich regierenden Papstes Pius XI., von Herzen den Apostolischen Segen. Kniend empfing die Versammlung den päpstlichen Segen. Mit Begeisterung stimmte die Versammlung danach einem Telegramm an den Hl. Vater zu, dem der Katholikentag das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue und kindlichen Gehorsams zu Füßen legt und ehrerbietigst um den apostolischen Segen bittet. Lebhaften Beifall fand auch der Vorschlag eines Telegramms an den Erzbischof von Mexiko: „ Der Katholikentag hat mit Schmerz und Entrüstung von den schweren Verfolgungen Kenntnis genommen, unter denen die Kirche Mexikos gegenwärtig leidet. In schmerzlicher Erinnerung an die Bedrückungen, die wir deutsche Katholiken selbst vor einem halben Jahrhundert erleiden mußten, verfolgen wir mit aufrichtiger Teilnahme das Schicksal unserer Glaubensbrüder . Wir flehen zu Gott, er möge die Leidenszeit der Katholiken Mexikos abkürzen und bald dem Recht den Sieg über die Gewalt verleihen. Möge dem edlen mexikanische Volk bald ein vollkommener Friede zwischen Staat und Kirche beschieden sein.“ Einstimmige Zustimmung fand auch ein Telegramm an den Reichspräsidenten Hindenburg, das ihn begrüßt mit dem Gelöbnis der Treue der deutschen Katholiken zum Reich und mit der Versicherung, weiter mitzuarbeiten an dem Wiederaufbau des Vaterlandes. Dann begannen die eigentlichen Verhandlungen des Katholikentages. Als erster Redner sprach Pfarrer Dr. Knebel über das Thema: Christus der König und Mittelpunkt aller Herzen. Da steht Christus auf dem Platze vor dem Gerichtshause. Pilatus stellt ihn dem Volke vor: „ Sehet , euren König!“ Christus ist König. Er selbst bezeugt es: ” Ich bin ein König; ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen.“ Aber Sein Reich ist nicht von dieser Welt und dieser Zeit – Er ist König der Ewigkeiten. Sie haben Ihn zum Königsthron geführt, zum Kreuz; Christus hat das Kreuz bestiegen und ist zum König ausgerufen. Und vom gekreuzigten König beauftragt, ziehen seine Legaten hinaus, und wohin sie kommen, weht das Königsbanner, Christi Kreuz auf Burgen und Bergen und Türmen. Und der heutigen Zeit wird durch Pius XI. Christus feierlich als König der Welt proklamiert und durch die Enzyklika vom 11. Dezember 1925 das Königsfest eingeführt, das alljährlich am letzten Sonntag im Oktober auf der ganzen Welt feierlich begangen werden soll. Christus ist König und herrscht als König. Er hat sich die Gesetzgebung, das Richteramt und die Exekution (Strafvollzug) vorbehalten. Er baut die Reichsverfassung seines Vaters als Gesetzgeber des „Neuen Bundes“ aus und spricht mit königlicher Autorität: „Ich aber sage euch...“ und verlangt, „dass ihr meinen Willen tut, wie ich den Willen meines Vaters tue.“ Er schickt Seine Boten aus, Seinen Willen zu verkünden und zu erklären und verlangt volle Anerkennung unter Androhung des Ausschlusses aus Seinem Reiche. Als Richter wendet er sich in 1. Instanz ganz persönlich an die einzelne Seele durch das Gewissen. Zur 2. Instanz verweist Er an Seine Kirche; Papst und Bischöfe entscheiden öffentlich und im Bußgerichte. Als höchste Instanz Zeile fehlt Reichsgericht auf Seinem Throne niederlässt. Da gelten keine Milderungsgründe und kein Ansehen der Person – da gilt einzig und allein, ob man ihm gedient oder nicht. Christus als König muß erst in der einzelnen Menschenseele ganz herrschen dürfen, soll seine Weltherrschaft erreicht werden. Christus, Mittelpunkt aller Herzen. Er ist der Weg. Wahrheit und Leben für jedes Menschenherz. Welche Kraft ging von seiner Persönlichkeit aus, damals in Palästina! „ Sie verließen alles.“ „Das Geheimnis des Königs“, wodurch Er die Herzen anzieht und festhält, ist das wunderbare Sakrament. Es ist die kleine, weiße Hostie, der magnetische Mittelpunkt für Hunderttausende, die Opfer an Geld und Zeit und Kraft und Liebe bringen, um den König im Sakrament zu ehren, zu bewachen, zu feiern und anzubeten. Ein König ist Christus auch im Fordern. Er ladet alle ein in Sein „Himmelreich“. Von dem, der kommt, verlangt er rückhaltlosen Anschluß. Wer in Sein königlich Gefolge eintreten will, muß sich selbst verleugnen und sein Kreuz auf sich nehmen. Die Reichsverfassung Seines Vaters hat Christus übernommen und verlangt vollkommene Erfüllung. Und der übermenschlich groß in Seinen Forderungen ist, der ist göttlich groß im Schenken und Gewähren. Christus ehrt und behandelt königlich jedes Menschenherz. Er gewährt der Seele Audienz Tag und Nacht. An Christi Tafel ist sie täglich Gast. Er spendet ihr das tägliche Brot, fördert Gesundheit und Lebenskraft durch Gnaden aller Art. Ja, er zaudert nicht, dich als Sein eigen Kind aufzunehmen und zum Erben Seines Reiches zu machen. Lasset uns oft mit dem großen Minister des Gotteskönigs, Bischof Keppler, beten „um die Wiederherstellung und Ausbreitung des Königtums Christi auf Erden: „O König der Herrlichkeit, Christus, bring uns den Frieden!“ Die Darlegungen des Pfarrers Knebel wurden mit stürmischem Beifall aufgenommen. Als der Präsident das Wort zu der zweiten Hauptrede erteilen wollte , war es bereits 7.15 Uhr geworden. Da die Kirchenfürsten und viele andere Teilnehmer noch weitere, meist schon für 8 Uhr angesetzten Veranstaltungen besuchen wollten, war der jetzt eintretende große Aufbruch natürlich und kein Zeichen der Interesselosigkeit gegenüber der Rednerin. Es trat eine kurze Pause ein, nach der vor einer beschränkten, aber sehr interessierten Zuhörerzahl die Fürstin Starhemberg (Linz) das Thema Christus und die Familie in feingeistigem Vortrage behandelte: Unter Hinweis auf den verewigten Papst Pius X., welcher seinem Pontifikate das Programm der Erneuerung der Welt und der Menschheit in Christo vorangestellt hat, und auf die Bestrebungen des gegenwärtigen Heiligen Vaters Papst Pius XI., dieses Programm nun in die Tat umzusetzen, wird in dem Referat darauf hingewiesen, dass die gesamte katholische Welt und jedes einzelne Glied derselben dazu berufen ist, an der Verwirklichung dieses Programms mitzuarbeiten. Niemand hat mehr Grund, die großen Segnungen des Christentums zu preisen, als die Frau, die Familienmutter, welche erst durch das Christentum zu ihrer heutigen bedeutungsvollen Stellung gelangt ist. Seit den Anfängen des Christentums bildete die Familie den Grundpfeiler der Gesellschaftsordnung, und war das christliche Sittengesetz maßgebend für das Familienleben. Schon in früheren Zeiten ist gegen die Heiligkeit des Familienlebens, gegen den Begriff der christlichen Familie angekämpft worden. Der ewige Gegensatz zwischen gut und böse, zwischen den Jüngern der göttlichen Heilslehre und ihren Gegnern ist niemals auszugleichen. Die katholische Kirche und die christliche Familie hat allen Anstürmen und Kämpfen Widerstand geleistet. Sie ist uns auch heute Führerin im Kampf und Streit um die höchsten Güter der Menschheit. Noch nie war der Kampf gegen Kirche und Familie heftiger als heute. In diesem Kampf vereinigen sich die Feinde der Kirche mit dem Geist der heutigen Zeit und so manchen Erscheinungen, die für das heutige Geschlecht und für die Gegenwart maßgebend sind. Gewiß ist es kein blinder Zufall, wenn gerade in diesem Jahrhundert, das die Entscheidung für die christliche Kultur bringen soll, die Frauen in die Arena des öffentlichen Lebens gerufen werden. Sie mögen sich ihrer großen Verantwortung bewußt sein und mit offenen Augen die Zeiterscheinungen betrachten! Es wird in dem Referat weiter hingewiesen auf die Zeiterscheinungen, die uns auf Schritt und Tritt begegnen, auf die Verrohung und Verwilderung der Sitten, auf die Zunahme der Verbrechen, auf den Verfall des Familienlebens, auf die ungeheure Unsittlichkeit im öffentlichen und privaten Leben und auf den Umstand, daß diese Unsittlichkeit auch von katholischen Kreisen heute schon geduldet wird. Das Referat bespricht weiter die Auswüchse in der Mode, beim Tanz, beim Sport und Turnen, bei Vergnügungen aller Art, auf den erschreckenden Niedergang in Kunst und Literatur, auf die beklagenswerte Richtung der heutigen Tageszeitungen, auf die ins krankhafte gesteigerte Vergnügungs- und Genusssucht der Gegenwart. Weiter wird hingewiesen auf die Schäden im Familienleben, den Mangel an Verantwortlichkeits- und Pflichtgefühl der Eltern, den Mangel an Autoritätsempfinden und Ehrfurcht seitens der Kinder. Es wird in der Folge gesprochen von den Bestrebungen gegen die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe, von dem großen Unglück, welches durch die heute üblichen Zivilehen, Dispensehen und durch die Duldung unsittlicher Verhältnisse in den Familien und in der ganze Gesellschaft herbeigeführt wird. Die Bestrebungen gegen den Mutterschaftszwang und die Beschränkung der Kinderzahl, der Kampf gegen die heue geltende Strafgesetzordnung sind ein bedenkliches Zeichen der Zeit. Das Kind wird nicht mehr als ein Geschenk Gottes, sondern als eine Last empfunden. Die marxistische Lehre verwirrt die Begriffe und rüttelt an den Grundpfeilern der Familie und der Gesellschaft. Überall sehen wir die marxistischen Bestrebungen, durch Vorkehrungen des Staates, das Familienleben zu zerstören und zu ersetzen. Das Reich Christi wird in der Familie, in der Schule und im Herzen des Kindes systematisch zerstört. Es ist eine Schmach für die Frauen , daß all diese Bestrebungen gerade zu einer Zeit möglich sind, da die Frauenbewegung ungeahnte Entwicklung genommen hat. Zum Schluß wird die Frauenwelt Deutschlands aufgefordert, in dem heutigen Zeitpunkt, da die Welt nach Führung und Führern ruft , diese Führung selbst in die Hand zu nehmen und alles daran zu setzen, um eine grundlegende Besserung der Verhältnisse herbeizuführen. Möge der Katholikentag zu Breslau ein Tag der Umkehr sein für die katholische Frauenwelt! Es möge endlich mit der ganz undeutschen und unkatholischen Schwäche und Duldsamkeit aufgeräumt werden, die katholischen Frauen Deutschlands und Österreichs mögen es sich zur Ehrenpflicht machen, die ganze Macht ihrer Überzeugungstreue und ihres Pflichtbewußtseins in die Waagschale zu werfen, um die christliche Familie vor dem Untergang zu retten und das Reich Christi wieder aufzurichten im Leben der Staaten und Völker! Die Rednerin schloß mit der Aufforderung, Gott, dem Herrn, im Namen aller katholischen Frauen den unerschütterlichen Vorsatz zu Füßen zu legen, für die Verwirklichung des herrlichen …..
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 23. August 1926, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 361, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/361. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 30.10.2012, letzte Änderung am 24.10.2013.