Dokument-Nr. 9976
Fecken, Augusta an Pius XI.
Blumenthal, 26. Februar 1922

Ew. Heiligkeit Pius XI
Unser lieber hlg. Vater.
Ew. Heiligkeit möge gütigst verzeihen, daß ich arme, unglückliche Mutter es wage mich mit einer Bitte an Ew. Heiligkeit zu wenden. Im Vertrauen auf Gottes Güte und Barmherzigkeit, der uns Ew. Heiligkeit als seinen Stellvertreter und unseren Hlg. Vater gegeben hat, bitte ich Ew. Heiligkeit um ein Gebet für unseren kranken 18 j. Sohn, damit der L. Gott sich auf Ew. Heiligkeit Fürbitte seiner erbarmen wolle. Felix besuchte das Gymnasium bis Obertertia, doch infolge der Unterernährung musste er zuerst hungerleidend, musste sein Studium aufgeben, kaum geheilt stellten sich fixe Ideen bei ihm ein, so daß der
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Arzt den Vorschlag machte ihn zur Heilung einer Nervenanstalt zu übergeben. Pater Rodermund aus Hildesheim sandte uns voriges Jahr die Adresse der "Barmherzigen Brüder["] aus Saffig b/ Andernach a/Rhein, wo ich mich hinwandte und stand einer Aufnahme nichts im Wege. Doch da die Kosten für unsere Verhältnisse zu hoch waren und sind, vor alles mehr als das Doppelte gestiegen ist, sind wir nicht in der Lage unser Kind dorthin zu geben. Mein Gatte ist 65 J. alt, Werkmeister in einer hiesigen Fabrik; ich selbst bin seit 2 ½ Jahren infolge der Unterernährung während des Krieges von einem Schlaganfall betroffen worden und seither krank und elend.
Die einzige Schwester meines Gatten war Vincentinerin in Tafers Schweiz.
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Schwester Lidwina starb etliche Monate bevor sie ihr goldenes Ordens-Jubiläum feiern konnte. Ein Bruder ist im Missionsberufe der Gesellschaft vom göttlichen Worte in Techny Ill. Amerika als Br. Michael tätig. Die Hauptniederlassung befindet sich in Steyl Deutschland. Wie gerne wollte ich meinen Sohn, wenn ich meine Gesundheit wiedererlangen sollte einem Kloster für immer anvertrauen, damit er sich dem l. Gott weihen könnte.
Ich bete täglich zum l. Gott, daß er Ew. Heiligkeit stets in seinen Schutz nehmen und Ew. Heiligkeit eine lange und gesegnete Wirksamkeit zum Wohle der Kirche verleihen möge.
Ew. Heiligkeit gehorsame Dienerin
Frau Aug. Fecken
Empfohlene Zitierweise
Fecken, Augusta an PiusXI. vom 26. Februar 1922, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 9976, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/9976. Letzter Zugriff am: 16.04.2024.
Online seit 31.07.2013.