Document no. 19416
Mexikokundgebung in Bautzen, in: Germania
, Nr. 324, 16 July 1928
P. Mariaux führte in seinem Vortrag u.a. folgendes aus: Warum wir Katholiken uns für den Kampf in Mexiko interessieren, bedarf keiner Antwort: Es handelt sich um unsere Glaubensbrüder; ihre Leiden sind unsere Leiden. Doch woher die mitunter so leidenschaftliche Anteilnahme weitester Volkskreise für und wider die mexikanischen Katholiken? Ist es wirklich, wie man gerne betont, – das Interesse an der wirtschaftlichen und politischen Gesundung dieses uns befreundeten amerikanischen Staates? Liegt der Grund nicht vielleicht tiefer? [Hin]ter1 den beiden Parteien, die in Mexiko miteinander ringen, der bolschewistischen Regierung und der katholischen Kirche, stehen die beiden Ideen, die sie vertreten. Auf der einen Seite der Glaube, – und auf der andern [der Un]glaube.2 Auf der einen höchste Wertschätzung der Religion, – auf der andern unauslöschlicher Haß gegen die Religion. Und da werden sich viele bewußt: In Mexiko wird ein Kampf ausgefochten, der über die Grenzen Mexikos hinaus uns alle angeht. Diese beiden organisierten Ideen prallen in Mexiko in der schroffsten unverhohlensten Weise Feindschaft aufeinander. Der Kampf vollzieht sich nicht, wie großenteils in der übrigen Welt, versteckt, unter allen möglichen Decknamen, nein, mit offenem Visier treten diese beiden Mächte dort Auge in Auge gegenüber.
Ein Doppeltes wollen wir deutschen Katholiken angesichts dieser "vom Blute geröteten Nation" geloben: Einmal, daß wir die kleinen Einzelgefechte, die wir ja fast täglich um den Glauben zu führen haben, nicht gering anschlagen. Mehr als je handelt es sich in unserer Zeit darum, ob das Prinzip des Glaubens oder des Unglaubens in Deutschland zum Siege gelangt. Und es wird zum großen Teil von uns selbst abhängen. Es ist in unsere Hand gelegt, ob Glaube oder Unglaube Trumpf ist in der Familie, im Berufsleben, in der Oeffentlichkeit, auf der Straße. Wie manche nebensächlich erscheinende Tat gewinnt dadurch ihre gewaltige ideelle Bedeutung. Sodann wollen wir beachten, daß in diesem Kampf gegen das revolutionäre Prinzip des Unglaubens keiner von uns allein steht, sondern in einer Front.
Höchste Zeit ist es, daß mehr als bisher geschehen ist, alle Kreise, die noch auf dem Boden positiver Religion stehen, gemeinsam, wie eine geschlossene Front, gegen diese wahrhafte 'Weltgefahr' angehen. Compromisse helfen nicht. Was nützt es, wenn jener Freimaurer Greenfield – ein typisches Beispiel! – erklärt, daß er zwar die Gewalttätigkeit des mexikanischen Präsidenten verurteile, den Kampf gegen die Kirche aber billige und unterstütze? (s. K.V. 480). Ist das nicht eine große Täuschung? Ideen wirken sich aus! Wer die Religion antastet, entzieht den wichtigsten und notwendigsten Gütern der Menschen, der Sittlichkeit und dem Recht, die einzig haltbare Grundlage. Es geht um die ewigen Güter, der Religion und des Rechtes, es geht mit einem Wort um die Königsherrschaft Christi über die Welt.
1↑Blatt an dieser Stelle beschädigt.
2↑Blatt an dieser Stelle beschädigt.