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Die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) begann in Bayern
1864 mit der Gründung der ersten süddeutschen "Gemeinde" des Allgemeinen Deutschen
Arbeitervereins (ADAV) in Augsburg. Der ADAV drang nur langsam und wenn, dann vor allem in
Altbayern vor. Der konkurrierenden Sozialdemokratischen Arbeiterpartei gelang erst 1869 von
Nürnberg aus der Aufbau einer Parteiorganisation. Schon 1870 vereinigten sich beide Parteien
in Bayern. Reichseinigung und Sozialistengesetze warfen die Partei zurück. Erst 1885 fand
ein erster geheimer Landeskongress der SPD in Nürnberg statt. Die Parteiführung lag bis ins
20. Jahrhundert bei der Landtagsfraktion. Erst nach der Aufhebung des
Verbindungsverbotes für politische Vereine 1898 entwickelte sich die SPD zur
Mitgliederpartei. 1914 zählte sie 91.000 Mitglieder, blieb aber bis 1914 in Mitglieder-
und Wählerstärke auch angesichts der rückständigen Sozial- und Wirtschaftsstruktur Bayerns
hinter dem Reichsdurchschnitt der Partei zurück. Hochburgen der bayerischen SPD waren
Nürnberg, aber auch München. Der Landesverband gehörte zum reformistischen Parteiflügel. Bis
auf die Ära des Ministerpräsidenten Georg von Hertling herrschte ein relativ entspanntes
Verhältnis zwischen bayerischer Regierung und Sozialdemokratie. Ein bayerischer
Sozialdemokrat eroberte 1881 erstmals in Nürnberg ein Reichstagsmandat. 1893 zogen fünf
Sozialdemokraten in die bayerische Kammer der Abgeordneten ein. Die bayerische SPD schloss
anlässlich der Landtagswahlen 1899 ein Wahlbündnis mit der Zentrumspartei, das ihr elf
Abgeordnete einbrachte. Das erneute Wahlbündnis mit der Zentrumspartei bei den
Landtagswahlen von 1905 führte zu 12 Mandaten. Nach der Wahlrechtsreform verzichtete
die SPD 1907 bei den Landtagswahlen auf ein Wahlbündnis und gewann 21 Mandate. Nach
Wiedererstarken des rechten Zentrumsflügels brach die SPD mit dem politischen Katholizismus
und näherte sich den Liberalen an. Bei den Landtagswahlen 1912 bildete sie ein Bündnis mit
den Liberalen und dem Bayerischem Bauernbund. Die SPD wurde mit 30 Abgeordneten
zweitstärkste Partei nach dem Zentrum. Im Ersten Weltkrieg hatte die Abspaltung der
Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) in Bayern zunächst kaum Auswirkungen. Dies
änderte sich mit der Novemberrevolution.
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Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) in Bayern, Deutsches Kaiserreich
Bibliography
HIRSCHFELDER, Heinrich, Die bayerische Sozialdemokratie 1864-1914, T. 1:
1864-1878 (Erlanger Studien 22/I), Erlangen 1979.
HOFMANN, Robert, Der Kampf um Sozialreformen und elementare Bürgerrechte, in: MAGET,
Franz / RADERMACHER, Karin (Hg.), Mit Leidenschaft für Demokratie. 110 Jahre
SPD-Landtagsfraktion in Bayern, München 2003, S. 8-33.
VIAF:
146037366
Recommended quotation
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) in Bayern, Deutsches Kaiserreich, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 19062, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/19062. Last access: 17-06-2025.