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Das Morgenländische Schisma bezeichnet die Entfremdung zwischen den östlichen,
griechischen Kirchen und der westlichen, lateinischen Kirche. Lange wurde es auf die
gegenseitige Exkommunikation von Kardinal Humbertus von Silva Candida und dem Patriarchen
von Konstantinopel, Michael I. (Kerullarios), und damit das Jahr 1054 datiert.
Allerdings lässt sich die Entfremdung zwischen den Ostkirchen und dem "Patriarchat des
Westens", wie die lateinische Kirche zunächst auch hieß, nicht an einem Punkt festmachen. Es
handelte sich vielmehr um einen Prozess, der im 4. Jahrhundert begann und seinen
Tiefpunkt bei der Einnahme und Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer im Jahr 1204
erreichte. Auf dem 4. Laterankonzil 1215 wurde dann von Seiten der lateinischen Kirche
der Anspruch formuliert, dass auch die Patriarchen der Ostkirchen dem Papst Gehorsam
schuldig seien, womit die Widersprüche schier unüberbrückbar wurden.
Die Gründe für die Entfremdung waren vielfältig und theologischer, kirchenpolitischer sowie politischer Natur. Zentrale Fragen waren das Verhältnis zwischen dem Papst und den Patriarchen oder das Filioque. Bereits auf dem Unionskonzil von Ferrara-Florenz 1438/1439 wurde eine Wiederannäherung versucht. Spätere Unionsbestrebungen führten zu weiteren Schismen, nämlich zu den Unierten oder griechisch-katholischen Kirchen, die sich zwar dem Papst unterstellten, ihre Riten jedoch beibehielten. Bis zum 18. Jahrhundert setzte sich zudem die Überzeugung durch, dass alle Kirchen, die sich nicht dem Papst unterstellten, auch keinen Anteil am Heil hätten (Exklusivismus). Diese Vorstellung erschwerte die Kontakte zur Orthodoxie zusätzlich.
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Morgenländisches Schisma
Die Gründe für die Entfremdung waren vielfältig und theologischer, kirchenpolitischer sowie politischer Natur. Zentrale Fragen waren das Verhältnis zwischen dem Papst und den Patriarchen oder das Filioque. Bereits auf dem Unionskonzil von Ferrara-Florenz 1438/1439 wurde eine Wiederannäherung versucht. Spätere Unionsbestrebungen führten zu weiteren Schismen, nämlich zu den Unierten oder griechisch-katholischen Kirchen, die sich zwar dem Papst unterstellten, ihre Riten jedoch beibehielten. Bis zum 18. Jahrhundert setzte sich zudem die Überzeugung durch, dass alle Kirchen, die sich nicht dem Papst unterstellten, auch keinen Anteil am Heil hätten (Exklusivismus). Diese Vorstellung erschwerte die Kontakte zur Orthodoxie zusätzlich.
Bibliography
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Recommended quotation
Morgenländisches Schisma, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', keyword no. 1611, URL: www.pacelli-edition.de/en/Keyword/1611. Last access: 19-06-2025.