N. N.

* n. e., ✝ n. e.
Vertrauensperson Pacellis in der Erzdiözese Freiburg
Bitte beachten Sie die Hinweise unter Analyse.
Analyse
Aus der direkten Umgebung von Pacellis Bericht in den Akten der vatikanischen Archive ergeben sich keine Hinweise auf die Identität der namentlich nicht genannten Vertrauensperson Pacellis.
In Bezug auf die Erzdiözese Freiburg bieten sich allerdings zwei Nuntiaturberichte an, bei denen der Nuntius auf ihm vertrauenswürdig erscheinende Personen als Informanten zurückgriff. Zum einen handelt es sich um seinen Bericht über die Besetzung des erzbischöflichen Stuhles im September 1920 (Dokument Nr. 1062) und zum anderen um seinen Bericht über die Nachfolge des verstorbenen Weihbischofs in Freiburg im August 1924 (Dokument Nr. 1122), also zeitgleich zu seinem Bericht über Mohr.
Im September 1920 bat der Nuntius drei Personen um Gutachten zum gewählten Erzbischof von Freiburg Karl Fritz:
1. den gebürtigen Freiburger Titularerzbischof Dionysius Augustinus Schuler OFM, ehemaliger Generalminister der Franziskaner, der in der Erzdiözese Freiburg lebte,
2. den Präsidenten des in Freiburg ansässigen Caritasverbands für das katholische Deutschland Lorenz Werthmann und
3. den Guardian der Franziskaner in Freiburg Irenäus Schönherr OFM.
Bei der Besetzung des neuen Freiburger Weihbischofs im August 1924 befragte der Nuntius ebenfalls drei Informanten über den erzbischöflichen Kandidaten Wilhelm Burger:
1. den Freiburger Domdekan und Generalvikar Franz Xaver Mutz,
2. den Erzabt von Beuron Raphael Walzer OSB sowie
3. wie bereits im Jahr 1920 den Guardian der Franziskaner in Freiburg Irenäus Schönherr OFM.
Es scheint damit wahrscheinlich, dass die gesuchte Vertrauensperson unter diesen fünf Personen zu suchen ist. Erstaunlich ist bereits die Tatsache, dass sich Pacelli mit der Einschätzung Erzbischof Fritz' über Mohr nicht zufrieden gab, sondern überhaupt eine zweite Meinung einholte. Dieses Vorgehen deutet darauf hin, dass der Nuntius die Argumentation des Erzbischofs zwar nachvollziehen konnte, aber wissen wollte, ob eine päpstliche Auszeichnung des konservativen und theologisch als orthodox eingeschätzten Mohrs – Eigenschaften, die Pacelli schätzte – tatsächlich die von Fritz befürchteten Wellen schlagen würde. Um eine unabhängige zweite Meinung zu erhalten, hätte es weniger Sinn gemacht, mit Franz Xaver Mutz den Generalvikar des Erzbischofs zu fragen. Auch Lorenz Werthmann als Präsident des Caritasverbands scheint in dieser politischen und nicht caritativen Frage nicht der geeignete Informant zu sein. Wahrscheinlicher scheinen Titularerzbischof Schuler OFM, Erzabt Walzer OSB oder Guardian Schönherr OFM, wobei unklar bleibt, warum der Nuntius seinen Informanten nicht namentlich nennen wollte. Auffällig ist, dass sich Pacelli in Freiburg nicht auf ein Netz von Jesuiten stützte, sondern vielmehr auf einen Benediktiner und zwei Franziskaner – allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt in Freiburg auch noch keine Jesuiten, denn das Jesuitenkolleg St. Blasien wurde erst 1934 gegründet.
Quellen
Pacelli an Gasparri vom 16. September 1920; Dokument Nr. 1062.
Pacelli an Gasparri vom 5. August 1924; Dokument Nr. 1122.
Empfohlene Zitierweise
N. N., in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Biographie Nr. 2246, URL: www.pacelli-edition.de/Biographie/2246. Letzter Zugriff am: 16.04.2024.
Online seit 18.09.2015, letzte Änderung am 16.10.2015.
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