Manuel biblique

Das Werk "Manuel Biblique. Ou Cours d'Écriture sainte à l'usage des séminaires" war ein Lehrbuch für die biblische Exegese an den französischsprachigen Priesterseminaren.
Erstmals veröffentlichte der Sulpizianer Fulcran Vigouroux 1878 zusammen mit seinem Mitbruder Bacuez unter diesem Titel eine vierbändige Reihe, die den Theologiestudenten und angehenden Priestern beim Studium der Exegese helfen sollte. Dabei umfassten die ersten drei Bände, an denen auch andere Autoren mitarbeiteten, das Alte Testament, während sich der vierte Band mit den neutestamentlichen Schriften befasste. Es wurden in den einzelnen Kapiteln gängige Lehraussagen und unterschiedliche theologische Positionen zu den geführten Debatten präsentiert. Die Studierenden sollten dadurch gewappnet sein, um in Diskussionen bestehen zu können, die auch die modernen Naturwissenschaften und historischen Erkenntnisse nicht außen vor ließen. Das Werk erfreute sich großer Beliebtheit und fand eine weite Verbreitung in der französischsprachigen Welt.
1907 übernahm Augustin Brassac die Herausgeberschaft und ließ die Bände III (1907) und IV (1909) überarbeiten. Dabei wurden etwa neuere Theorien zur Frage der Historizität der biblischen Bücher und zur Quellenlage des Neuen Testaments, besonders die protestantischerseits vertretene Zwei-Quellen-Theorie über die Abhängigkeit der synoptischen Evangelien (Markus, Matthäus, Lukas), aufgenommen. Dies wiederum führte in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zu einer erheblichen Opposition von Seiten eines Teils des französischen Episkopats, der die Rechtgläubigkeit der Seminaristen durch das Werk bedroht sah. Im Rahmen der Heiligsprechung Jeanne d'Arcs im Mai 1920 nutzten die französischen Bischöfe die Gelegenheit, bei Benedikt XV. ihre Befürchtungen zu äußern. Ein Indexverfahren wurde aber erst 1922 eröffnet. Am 12. Dezember 1923 wurde das "Manuel Biblique" auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt sowie sämtliche Neuauflagen untersagt.  Der Fall führte nicht nur zu einer Entfremdung zwischen den gemäßigten französischen Bischöfen und der Kurie, sondern brachte eine erneute Welle der Reglementierung von Publikationen und Bibliotheksbeständen sämtlicher kirchlicher Bildungseinrichtungen, besonders aber der in der theologische Ausbildung engagierten Orden wie den Dominikanern und Jesuiten, mit sich.
Quellen
VIGOUROUX, Fulcran / BACUEZ, Louis / BRASSAC, Augustin (Hg.), Manuel Biblique. Ou Cours d'Écriture sainte à l'usage des séminaires, 4 Bde., Paris 1878-1909.
VIGOUROUX, Fulcran / BACUEZ, Louis / BRASSAC, Augustin (Hg.), Manuel Biblique. Ou Cours d'Écriture sainte à l'usage des séminaires, Bd. 3, Paris 121907.
VIGOUROUX, Fulcran / BACUEZ, Louis / BRASSAC, Augustin (Hg.), Manuel Biblique. Ou Cours d'Écriture sainte à l'usage des séminaires, Bd. 4, Paris 121909.
Literatur
FOUILLOUX, Étienne, "Un regain d'antimodernisme?", in: COLIN, Pierre (Hg.), Intellectuels chrétiens et esprit des années 1920, Paris 1997, S. 83-114.
LAPLANCHE, François, La Crise de l'origine. La science catholique des Évangiles et l'histoire au XXe siècle, Paris 2006, S. 138-143.
Empfohlene Zitierweise
Manuel biblique, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1179, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1179. Letzter Zugriff am: 23.04.2024.
Online seit 18.09.2015, letzte Änderung am 10.09.2018.
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