Suche nach einem Koadjutor cum iure successionis für den dienstältesten Regensburger Domkapitular 1925

Artikel 10 § 1 des Bayernkonkordats vom 29. 3. 1924 ermöglichte es, für Kanoniker, die dienstunfähig oder älter als 70 Jahre waren, Koadjutoren mit oder ohne Nachfolgerecht aufzustellen, die die gleichen Bezüge erhalten sollten wie die regulären Domherren.
Analyse
Aus den Akten des Münchener Nuntiaturarchivs geht nicht hervor, für welchen der Regensburger Domkapitulare ein Koadjutor bestellt werden sollte. Der bayerische Kultusminister Franz Matt bezog sich in seinem Schreiben an Pacelli vom 22. März 1922 auf ein bisher nicht nachgewiesenes Schreiben des Regensburger Ordinariats vom 30. Januar des Jahres. Darin teilte der Regensburger Bischof Antonius von Henle seine Absicht mit, für den namentlich nicht genannten "lebens- und dienstältesten Kanonikus" einen Koadjutor bestellen zu wollen.
Karl Loibl war im Jahr 1925 mit 81 Jahren der älteste der Regensburger Domherren und der einzige, der älter als 70 Jahre alt war, weshalb davon auszugehen ist, dass das Regensburger Ordinariat daran dachte, ihm einen Koadjutoren beiseite zu stellen. Die übrigen Domherren waren deutlich jünger: Johann Hierl (69), Alfons Scheglmann (67), Franz Xaver Kiefl (66), Michael Mütz (65), Anton Frank (62), Robert Reichenberger (57), Joseph Kumpfmüller (56), Johann B. Höcht (55) und Johann Gschwendner (53). Allerdings liegen im Personalakt Karl Loibl im Regensburger Bischöflichen Zentralarchiv (PA 2115) keine Unterlagen zu dieser Angelegenheit vor. Auch im Protokollband der Ordinariatssitzungen für 1924 und 1925 (Ordinariatsprotokolle Nr. 448) sowie im Bestand Ordinariatsakten (OA Generalia) wird laut Registratur auf diese Frage nicht eingegangen. Gleiches gilt für den Bestand Bischöflich domkapitalisches Archiv (BDK) Neue Registratur. Der betreffende Band mit den Sitzungsprotokollen des Domkapitels (BDK 9401 b) enthält ebenfalls keine entsprechenden Informationen.
Wir danken Herrn Oberarchivrat i.K. Dr. Stephan Acht vom Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg für die freundliche Mitteilung vom 12. September 2019.
Wir danken Frau Professorin Hannelore Putz vom Archiv des Bistums Passau, in dem die Sitzungsprotokolle des Regensburger Ordinariats ausgelagert sind, für die freundliche Mittelung vom 17. September 2019.
Quellen
Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Bayern vom 29. März 1924, in: HUBER, Ernst Rudolf / HUBER, Wolfgang (Hg.), Staat und Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Dokumente zur Geschichte des deutschen Staatskirchenrechts, Bd. 4: Staat und Kirche in der Zeit der Weimarer Republik, Berlin 21990 ND Darmstadt 2014, Nr. 174, S. 299-305, hier 302 f.
Matt an Bischöfliches Ordinariat [Regensburg] vom 22. März 1922 (Abschrift); AAV, Arch. Nunz. Monaco 401, fasc. 8, fol. 3r-4v.
Literatur
EICHMANN, Eduard / MÖRSDORF, Klaus, Lehrbuch des Kirchenrechts auf Grund des Codex Iuris Canonici, Bd. 2: Sachenrecht, Paderborn 61950, S. 425.
HOFMEISTER, Philipp, Koadjutor, in: Lexikon für Theologie und Kirche 6 (1934), Sp. 68.
HOFMEISTER, Philipp, Von den Koadjutoren der Kanoniker der bayerischen Domkapitel, in: Theologische Quartalschrift 114 (1933), S. 97-115.
Empfohlene Zitierweise
Suche nach einem Koadjutor cum iure successionis für den dienstältesten Regensburger Domkapitular 1925, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1442, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1442. Letzter Zugriff am: 23.04.2024.
Online seit 24.06.2016, letzte Änderung am 20.01.2020.
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