Schwarz-blauer Block in Württemberg

Der schwarz-blaue Block war ein Wahlbündnis, das die Zentrumspartei und die Konservativen sowie der Bauernbund in Württemberg anlässlich der Landtagswahl von 1912 eingingen. In den 1890er Jahren hatte sich zuvor das württembergische Parteiensystem entfaltet. Dieses bestand aus der "Nationalliberalen Partei - Deutsche Partei in Württemberg", der linksliberalen "Fortschritlichen Volkspartei", den protestantisch dominierten Konservativen und dem mit ihnen eng verbundenen Bauernbund, der Zentrumspartei sowie der Sozialdemokratie. Zu Beginn der 1890er Jahr bildeten die Nationalliberalen, die zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Namen "Deutsche Partei" firmierten, zusammen mit den Konservativen und dem Bauernbund das "Kartell". Die übrigen Parteien, vor allem die Volkspartei und die SPD, schlossen nur gelegentlich Wahlbündnisse. Seit 1900 entfremdeten sich einerseits Deutsche Partei sowie Konservative und Bauernbund und andererseits Volkspartei und SPD zunehmend. Sowohl National- sowie Linksliberale, als auch Konservative und Bauernbund sowie Zentrumspartei näherten sich dagegen immer mehr an. Der durch die Reichspolitik diktierte "Bülow-Block" von 1906 zwischen Konservativen, Bauernbund, Deutscher Partei und Volkspartei blieb nur Intermezzo. 1912 waren das Bündnis der liberalen Parteien sowie der schwarz-blaue Block in Württemberg gebildet, der die Landtagswahl im selben Jahr gewann. Der Konservative Heinrich Kraut wurde Präsident der Zweiten Kammer, Zentrumsführer Adolf Gröber ihr erster Vizepräsident. Der neue Landtag wurde am 9. Februar 1913 eröffnet, weswegen der schwarz-blaue Block keine bedeutende gesetzgeberische Arbeit mehr vor dem Ersten Weltkrieg leisten konnte.
Literatur
GAWATZ, Andreas, Wahlkämpfe in Württemberg. Landtags- und Reichstagswahlen beim Übergang zum politischen Massenmarkt (1889-1912) (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 128), Düsseldorf 2001.
NAUJOKS, Eberhard, Württemberg 1864 bis 1918, in: SCHAAB, Meinrad / SCHWARZMAIER, Hansmartin (Hg.), Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 3: Vom Ende des alten Reiches bis zum Ende der Monarchien (Veröffentlichung der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg), Stuttgart 1992, S. 333-432, hier 414 f.
Empfohlene Zitierweise
Schwarz-blauer Block in Württemberg, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1742, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1742. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 25.02.2019.
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