Altkatholiken

Die Altkatholiken oder Altkatholischen Kirchen entstanden in Opposition zu den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils von 1870. Sie lehnen die Dogmatisierung der Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubensfragen und den Jurisdiktionsprimat ab. Der Name "Altkatholiken" ist aus der Deutung der beiden Dogmen als ungerechtfertigte Neuerung zu verstehen. Einer der größten Kritiker der päpstlichen Unfehlbarkeit war der katholische Theologieprofessor Ignaz Döllinger, der gleichsam zum theologischen Vorreiter der Altkatholischen Kirchen wurde. Die deutsche Altkatholische Kirche konstituierte sich auf den Altkatholikenkongressen 1871 in München, 1872 in Köln und 1873 in Konstanz. In Preußen und anderen Staaten wurden während des Kulturkampfes Altkatholiken-Gesetze erlassen, durch die Altkatholische Kirche als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt wurde. Direkt beteiligt am Kulturkampf war sie jedoch nicht. Neben den Dogmen von 1870 lehnen die Altkatholiken u. a. die Ohrenbeichte, die Transsubstantionslehre, die marianischen Dogmen seit dem 19. Jahrhundert, das Ablasswesen, Messstipendien und Auswüchse der Heiligenverehrung ab. Die Messe findet in der Landessprache statt. Die Zölibatsverpflichtung des Klerus wurde in Deutschland 1878 und 1923 in den Niederlanden abgeschafft.
1889 schlossen sich die deutschen Altkatholiken mit der "Römisch-Katholischen Kirche der altbischöflichen Klerisei" von Utrecht und den Schweizer Christkatholiken in der Utrechter Union zusammen. Durch die Union mit der bereits im 18. Jahrhundert von Rom getrennten selbstständigen Kirche von Utrecht stehen die Altkatholischen Kirchen in der Apostolischen Sukzession. Eine besondere Bedeutung kommt nach Altkatholischem Verständnis der sogenannten Kirche des ersten Jahrtausends und damit den sieben ökumenischen Konzilien zu. Die Altkatholischen Kirchen sind nach dem Vorbild der Alten Kirche synodal organisiert; auch die Wahl des Bischofs kommt einer Synode aus Priestern und Laien zu. Daneben sind sie ökumenisch orientiert und luden bereits 1874 und 1875 Vertreter von orthodoxen, anglikanischen und evangelischen Kirchen zu Unionskonferenzen nach Bonn ein. In den 1920er Jahren waren in der Utrechter Union - neben den erwähnten Altkatholischen Kirchen der Niederlande, Deutschlands und der Schweiz - die Altkatholische Kirche Österreichs (seit 1890), die Polnisch-Katholische Kirche der USA und Kanada (seit 1907), die Kirche der Mariawiten (1909-1924), die Altkatholische Kirche der Tschechoslowakei (seit 1918), die kroatische Altkatholische Kirche und die Polnisch-Katholische Kirche Polens (beide seit 1924). Daneben bestand seit 1893 eine französische Mission in Paris.
Literatur
ESSER, Günther, Die Alt-Katholischen Kirchen (Bensheimer Hefte 116 / Die Kirchen der Gegenwart 5), Göttingen 2016.
GERNY, Hans / REIN, Harald / WEYERMANN, Maja (Hg.), Die Wurzel aller Theologie: Sentire cum Ecclesia, Bern 2003.
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VISSER, Jan, The Old Catholic Churches of the Union of Utrecht, in: International journal for the Study of the Christian Church 3 (2003), S. 68-84.
Empfohlene Zitierweise
Altkatholiken, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 18037, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/18037. Letzter Zugriff am: 14.10.2024.
Online seit 25.06.2013, letzte Änderung am 29.01.2018.
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