Deutsche Volkspartei (DVP) in Baden

Das Erbe der badischen Nationalliberalen Partei des Kaiserreiches trat nach der Novemberrevolution 1918 zunächst die Badische Volkspartei an. Schon im Dezember 1918 vereinigte diese sich jedoch mit der ebenfalls neugegründeten Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Erst zu Beginn 1919 bildete sich ein badischer Landesverband der Deutschen Volkspartei (DVP). Dieser konnte daher noch nicht an den Wahlen zur Verfassunggebenden Nationalversammlung am 5. Januar 1919 teilnehmen. Im Gegensatz zur DDP lehnte die DVP die neue Verfassungsordnung ab, im Übrigen standen sich beide Parteien programmatisch nahe. Zentralorgan der DVP war die "Badische Post". 1921 besaß die Partei in Baden 50 Ortsvereine mit rund 6.000 Mitgliedern.
Bei den ersten Landtagswahlen am 30. Oktober 1921 erhielt die DVP 6,0 Prozent der Stimmen bzw. fünf Mandate. Ihr gelang es ab Mitte der 1920er Jahre, die DDP zu überflügeln. Bei den Landtagswahlen am 25. Oktober 1925 erhielt sie 9,5 Prozent bzw. sieben Mandate, bei denen am 27. Oktober 1929 8,0 Prozent bzw. sieben Mandate. An der Landesregierung war die DVP erst ab 1931 beteiligt, als die Koalition aus Sozialdemokraten (SPD) und Zentrumspartei ihre knappe parlamentarische Basis vergrößern wollte. Nachdem das Nein der SPD zum Konkordat mit dem Heiligen Stuhl die Koalition hatte zerbrechen lassen, regierten Zentrumspartei und DVP bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 allein. Diese bedeutete gleichzeitig das Ende der Partei.
Literatur
FALTER, Jürgen / LINDENBERGER, Thomas / SCHUMANN, Siegfried, Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik. Materialien zum Wahlverhalten 1919-1933 (Statistische Arbeitsbücher zur neueren deutschen Geschichte), München 1986, S. 90.
FURTWÄNGLER, Martin (Bearb.), Ministerlisten, in: SCHWARZMAIER, Hansmartin / TADDEY, Gerhard / MERTENS, Dieter (Hg.), Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 5: Wirtschafts- und Sozialgeschichte seit 1918 – Übersichten und Materialien – Gesamtregister (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg), Stuttgart 2007, S. 479-513, hier 483-486.
FURTWÄNGLER, Martin (Bearb.), Wahlen, in: SCHWARZMAIER, Hansmartin / TADDEY, Gerhard / MERTENS, Dieter (Hg.), Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 5: Wirtschafts- und Sozialgeschichte seit 1918 – Übersichten und Materialien – Gesamtregister (Veröffentlichung der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg), Stuttgart 2007, S. 515-532, hier 519.
KALLER, Gerhard, Baden in der Weimarer Republik, in: SCHWARZMAIER, Hansmartin / SCHAAB, Meinrad (Hg.), Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 4: Die Länder seit 1918 (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg), Stuttgart 2003.
ROTHMUND, Paul, Liberalismus am Ende? Weimarer Zwischenspiel, in: DERS. / WIEHN, Erhard R. (Hg.), Die F. D. P. / DVP in Baden-Württemberg und ihre Geschichte. Liberalismus als politische Gestaltungskraft im deutschen Südwesten (Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs 4), Stuttgart 1979, S. 165-180.
VIAF: 233892617
Empfohlene Zitierweise
Deutsche Volkspartei (DVP) in Baden, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1953, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1953. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 25.02.2019.
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