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Die Gesellschaft Jesu ("Societas Jesu", SJ) bezeichnet den von Ignatius von Loyola
(1491-1556) gegründeten Jesuitenorden. Ursprung war eine um Ignatius in Paris entstandene
Gruppe, die 1534 Armut, Keuschheit und Missionsarbeit im Heiligen Land und direkte
Unterstellung unter den Papst gelobte. 1539 reichte die Gemeinschaft zur
Ordenskonstituierung ihr Programm bei Paul III. ein. Es wurde mit wenigen Änderungen in der
Bestätigungsbulle "Regimini militantis Ecclesia" von 1540 übernommen. Ziel der Gesellschaft
Jesu sollten die Verbreitung des Glaubens, die christliche Lehre und Unterweisung, das
Halten von Exerzitien, das Beichtehören und die caritative Tätigkeit sein. Gegenüber den
kontemplativen Orden führte diese Agenda zum Verzicht auf "stabilitas", also das Chorgebet,
den Habit, die Klausur und klösterliche Gebräuche und stattdessen zu einer "activitas" der
Lebensführung. Markantes Kennzeichen des Ordens war der ausgeprägte Gehorsam gegenüber dem
Papst und die monarchisch-zentralistische Struktur mit dem Ordensgeneral an der Spitze. Im
16. Jahrhundert wurden die Jesuiten zu Hauptprotagonisten der Gegenreformation. Durch die
Übernahme des höheren Unterrichts an Universitäten sowie weitgreifender Erziehungsarbeit
leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur katholischen Reform. Durch die Anstellungen von
Beichtvätern an den Fürstenhöfen erhielt der Orden Einfluss auf die Religionspolitik. Der
Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit bestand in der Theologie und Philosophie, die vor
allem die spanische Spätscholastik adaptierte und bald durch den bedeutenden
Jesuitentheologen Francisco de Suárez (1548-1617) bestimmt wurde. Innere Erstarrung des
Ordens angesichts kultureller Veränderungen, der Streit mit dem Jansenismus und das
verstärkt aufkommende Nationalbewusstsein der Staaten führten im 17. und
18. Jahrhundert zu einem Antijesuitismus, der schließlich 1773 in der Aufhebung des
Ordens durch das Breve "Dominus ac Redemptor" Clemens' XIV. kulminierte. Die durch die
Französische Revolution veränderte politische Lage in ganz Europa ermöglichte 1814 die
Wiederherstellung des Ordens für die Gesamtkirche durch die Bulle "Sollicitudo omnium
Ecclesiarum" Pius' VII. Geschwächt knüpfte die Gesellschaft Jesu an ihr früheres Programm
an, das ihr die Gegnerschaft liberaler und antiklerikaler Kräfte einbrachte. So gab es 1847
in der Schweiz ein Jesuitenverbot oder 1872 das Jesuitengesetz im Deutschen Reich, das
Niederlassungen von Jesuiten verbot und erst 1917 aufgehoben wurde.
Online seit 02.03.2011, letzte Änderung am 10.09.2018. Als PDF anzeigen
Jesuiten (Gesellschaft Jesu)
Quellen
Das geltende Eigenrecht der Gesellschaft Jesu, in: www.kirchenrecht-online.de (Letzter Zugriff am: 06.03.2018).
LOYOLA, Ignatius von, Bericht des Pilgers. Übersetzt und kommentiert von Peter KNAUER SJ,
Würzburg 2015.
LOYOLA, Ignatius von, Geistliche Übungen. Nach dem spanischen Autograph übersetzt von
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Empfohlene Zitierweise
Jesuiten (Gesellschaft Jesu), in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 7029, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/7029. Letzter Zugriff am: 16.06.2025.