Komitee der deutschen Katholiken der Freien Stadt Danzig

Das "Komitee der deutschen Katholiken der Freien Stadt Danzig" war ein Zusammenschluss der deutschen katholischen Bevölkerung Danzigs, der für die Errichtung einer eigenständigen kirchlichen Verwaltung der Stadt eintrat und jegliche Einflussnahme Polens auf diesem Gebiet ablehnte.
In der seit dem Ende des Ersten Weltkrieges dem Völkerbund unterstehenden Freien Stadt Danzig, die immer wieder zum Spielball der internationalen Politik, besonders zwischen Deutschland und Polen, wurde, beeinflusste die Frage der nationalen Zugehörigkeit auch die kirchliche Organisation.
Die bisher unstrittige Grenze zwischen den Bistümern Ermland und Kulm, die durch den Flusslauf der Weichsel gekennzeichnet war, verlief durch das Gebiet der Freien Stadt Danzig. Da Kulm seit 1919 zum polnischen Staatsgebiet gehörte, sahen sich die Danziger Katholiken – ca. 89 Prozent lebten im Kulmer Einzugsgebiet – kirchlicherseits an Polen gebunden, was einen Konflikt mit ihrer nationalen deutschen Identität zur Folge hatte.
Vor diesem Hintergrund bildete sich 1920 das Komitee aus Laien, Politikern und Geistlichen. Sein erstes großes Vorhaben war eine Resolution an den Heiligen Stuhl und den Bischof von Kulm, in dem es eine grundlegende Neuordnung der Verhältnisse forderte. Dabei wussten die Vertreter die Mehrheit der Katholiken der Stadt hinter sich.
Die zentrale Figur dieser Bewegung stellte der Zentrumspolitiker und Stadtdekan Anton Sawatzki dar, der durch geschicktes Taktieren (zunächst die Forderung des Anschlusses Danzigs an die ostpreußische Diözese Ermland) schließlich den Kompromissvorschlag der Errichtung einer unabhängigen Apostolischen Administratur erreichte, den auch der Senat der Stadt unterstützte.
Mit der Errichtung einer solchen Apostolischen Administratur unter der Leitung des ehemaligen Bischofs von Riga, Eduard O'Rourke, im Jahr 1922 war ein erstes Ziel des Komitees erreicht. Die weiteren Versuche des polnischen Episkopats und der polnischen Regierung, Danzig kirchlicherseits an Polen zu binden, versuchten in der Folgezeit die Komiteemitglieder zusammen mit dem Senat und O'Rourke zu unterbinden. Aufgrund der funktionierenden Verbindung zum deutschen Botschafter am Heiligen Stuhl, Diego von Bergen, fand die Danziger Position in Rom Gehör. Die Errichtung des exemten Bistums Danzig am 30. Dezember 1925 kann schließlich als endgültiger Erfolg der Bemühungen des Komitees gewertet werden.
Literatur
RUHNAU, Rüdiger, Die Freie Stadt Danzig 1919-1939, Berg am See 1979, S. 62-68, hier 64.
SAMERSKI, Stefan, Die Katholische Kirche in der Freien Stadt Danzig 1920-1933. Katholizismus zwischen Libertas und Irredenta (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte 17), Köln / Weimar / Wien 1991.
SAMERSKI, Stefan, Ostdeutscher Katholizismus im Brennpunkt. Der deutsche Osten im Spannungsfeld von Kirche und Staat nach dem Ersten Weltkrieg, Bonn 1999.
Empfohlene Zitierweise
Komitee der deutschen Katholiken der Freien Stadt Danzig, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 7087, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/7087. Letzter Zugriff am: 29.03.2024.
Online seit 14.05.2013, letzte Änderung am 29.09.2014.
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