TEI-P5
Der Begriff "Pelagianismus" beschreibt die Lehren des Pelagius (350/360-431) und der
von ihm gegründeten Asketenbewegung. Pelagius vertrat entgegen der Auffassung von der
Erbsünde eine optimistische Anthropologie, die die menschliche Natur in ihrem Wesen als gut
auswies und den freien Willen des Menschen hochschätzte. Gemäß dem aus der griechischen
Philosophie stammenden Modell der Erziehung (Paideia) des Menschen durch die göttliche
Weltvernunft (Logos) besteht die göttliche Gnade bei Pelagius in einer Unterstützung des an
sich guten Menschen durch Gott. Der Mensch ist hier nicht wie bei Augustinus ein durch die
Erbsünde vollkommen verworfenes Wesen, das allein durch die Taufe auf den gekreuzigten und
auferstandenen Christus gerettet werden kann. Vielmehr wird der Mensch durch göttliche
Offenbarung (Gesetz, Propheten, Jesus Christus) und die Kirche von der Sünde abgehalten und
zum Heil geführt. Sünde ist bei Pelagius keine vererbte Wesenseigenschaft des Menschen,
sondern eine Kette falscher Entscheidungen nach dem schlechten Vorbild des ersten Menschen
Adam.
Die Thesen des Pelagius, die gerade in der nordafrikanischen Kirche Verbreitung fanden, wurden Ansatzpunkt heftiger Kritik vor allem auf Seiten von Augustinus. Er sah darin eine Relativierung des Heilshandelns Gottes in Tod und Auferstehung Jesu Christi zur Erlösung der Menschheit, da das pelagianische Verständnis von Gnade dem Menschen den Weg zur Selbsterlösung zubillige.
Dieser erste Streit innerhalb der Westkirche über die Frage nach dem Verhältnis von menschlicher Freiheit und göttlicher Gnade wurde auf der Synode von Karthago (418) mit der Verurteilung des Pelagianismus zugunsten der Augustinischen Position entschieden.
Der Begriff des Pelagianismus wurde auch in der Neuzeit nicht selten als Pauschalvorwurf gebraucht, um Vorstellungen von Selbsterlösung des Menschen, Moralismus und Werkgerechtigkeit zu verurteilen.
Online seit 14.05.2013, letzte Änderung am 24.10.2013. Als PDF anzeigen
Pelagianismus
Die Thesen des Pelagius, die gerade in der nordafrikanischen Kirche Verbreitung fanden, wurden Ansatzpunkt heftiger Kritik vor allem auf Seiten von Augustinus. Er sah darin eine Relativierung des Heilshandelns Gottes in Tod und Auferstehung Jesu Christi zur Erlösung der Menschheit, da das pelagianische Verständnis von Gnade dem Menschen den Weg zur Selbsterlösung zubillige.
Dieser erste Streit innerhalb der Westkirche über die Frage nach dem Verhältnis von menschlicher Freiheit und göttlicher Gnade wurde auf der Synode von Karthago (418) mit der Verurteilung des Pelagianismus zugunsten der Augustinischen Position entschieden.
Der Begriff des Pelagianismus wurde auch in der Neuzeit nicht selten als Pauschalvorwurf gebraucht, um Vorstellungen von Selbsterlösung des Menschen, Moralismus und Werkgerechtigkeit zu verurteilen.
Quellen
DENZINGER, Heinrich / HÜNERMANN, Peter (Hg.), Kompendium der Glaubensbekenntnisse und
kirchlichen Lehrentscheidungen. Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de
rebus fidei et morum, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 402005, S. 222-230.
Literatur
BONNER, Gerald, Pelagius / Pelagianischer Streit, in: Theologische Realenzyklopädie 26
(2000), S. 176-185.
GRESHAKE, Gisbert, Pelagianismus, in: Lexikon für Theologie und Kirche3 8 (1995), Sp.8-9.
KOCH, Wilhelm, Pelagianismus, in: Lexikon für Theologie und Kirche 8 (1935), Sp. 63-65.
WERMELINGER, Otto, Pelagius, in: Lexikon für Theologie und Kirche3 8 (1995), Sp. 5-8.
Empfohlene Zitierweise
Pelagianismus, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 8044, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/8044. Letzter Zugriff am: 19.06.2025.