Dokument-Nr. 18607

Die Glockenweihe von Fennberg verboten, wegen deutscher Inschriften. Die Inschriften müssen ausgemerzt werden. [Ohne Ort], vor dem 20. Mai 1926

Am 26. November 1925 sollten die neuen Glocken der Kuratie-Kirche Fennberg, die aus den Mitteln der Seelsorgskinder in der Gießerei Colbachini in Trient hergestellt worden waren, ein 1 von Monsignor Alois Schlechtleitner, infulierten Probst von Bozen, eingeweiht werden. Die Bevölkerung der hochgelegenen Berggemeinde hatte die grössten Vorbereitungen für die seltene Feier getroffen. Da traf am Vorabend des geplanten Festtages der Befehl des kgl. Carabinierikommandos ein, dass die Glockenweihe nicht stattfinden dürfe wegen der deutschen Inschriften, die sich auf den Glocken befinden.
Auch nach der privaten Weihe durch den Ortsseelsorger durften die Glocken noch nicht in den Turm befördert werden. Dies wurde erst gestattet, nachdem dem behördlichen Auftrag entsprechend die deutschen Inschriften auf den Glocken ausgemerzet worden waren.
Die Inschriften hatten folgenden Wortlaut:

1. Dem Vater Ehre und dem Sohn
im allerhöchsten Himmelsthron.
Dem heil'gen Geist sei Ehr' zugleich
durch Erdenrund und Himmelreich.
2. 2 Heiliger Josef, steh' uns bei!
2. Kommet, lasst uns tief verehren
unser grosses Sakrament!
Unser Glaube soll uns lehren,
was das Auge nicht erkennt.
Heiliger Leonhard, bitt für uns!
3. Maria Sündenrein,
o heller Edelstein,
o Rose dornenlos,
o Lilie makellos!
gegrüsst seist du, Maria!
4. O heil'gen Gottesengel alle,
behütet uns vom Sündenfalle!
Heiliger Schutzengel, schirme uns!
5. Ihr lieben Heil'gen allzumal,
uns helft in diesem Jammertal!
Heiliger Petrus Canisius, bitt für uns!
Auf die Bemerkung des Kuraten <(>Alois<)>3 <Josef>4 <P>Bacher5 gegenüber einem Carabinieri, dass die Inschriften doch rein religiösen Charakter trügen und daher kein Bedenken gegen dieselben bei der Behörde obwalten könnte, erhielt er von diesem zur Antwort: "Das Wort Jammertal (5. Inschrift) könnte eine Anspielung auf Italien sein."
1Masch. vom Verfasser gestrichen.
2Masch. vom Verfasser gestrichen.
3Hds. vermutlich vom Verfasser eingefügt.
4Hds. vermutlich vom Verfasser eingefügt.
5Hds. vermutlich vom Verfasser eingefügt.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom vor dem 20. Mai 1926, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 18607, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/18607. Letzter Zugriff am: 16.05.2024.
Online seit 29.01.2018, letzte Änderung am 25.04.2017.