Dokument-Nr. 19377
Montebaur, Josef (Wilhelm)
an Breuer, Carl
Rom, 22. Februar 1928
Eben lese ich in der Germania, daß die Männersodalität von St. Matthias feierlichen Protest eingelegt hat, gegen die angeblichen Greueltaten in Mexico. Ich hoffe Ihnen einen Gefallen zu tun mit der Mitteilung, daß man in vatikanischen Kreisen in letzter Zeit gegen die mexikanischen Berichte sehr, sehr skeptisch geworden ist. Man hat eingesehen, daß es beiweitem keinerrein [sic] religiösen und kirchlichen Interessen sind, die zum Kampf mit dem Präsidenten geführt haben, sondern daß es vor allem politischen [sic] Ziele sind, für die man den Katholizismus vorgeschoben hat. – Es wird allerdings noch eine Zeitlang dauern, ehe die Parole zum Protest zurückgepfiffen ist. Es berührt einen sehr merkwürdig, wenn man sieht, wie nun die deutschen Katholiken mobil gemacht werden - und nach einer Zeit werden sie offiziell desavouiert. Jedenfalls hat man hier, als jüngst von München für einen solchen Protest ein mexikanischer Redner erbeten wurde, an offizieller Stelle die Entsendung eines solchen abgelehnt. Ich halte es deshalb für ein Unrecht, wenn die kirchlichen Vereine, die dafür von besonders eifrigen untergeordneten Stellen mobil gemacht werden, von dieser neuen Haltung der Kurie nicht benachrichtigt werden. Das wollte ich hiermit tun.
Aber das ist nicht der Grund, sondern nur Veranlassung meines Schreibens; ich wollte Ihnen nur mal wieder ein Lebenszeichen und viele Grüße, auch an Ihre Schwestern und die Herren Kapläne senden.
Stets Ihr ganz ergebener
(gz.) Josef Montbaur.