Dokument-Nr. 2364

Matt, FranzKrausneck, WilhelmKnilling, Eugen Ritter von: Gegenentwurf des Bayerischen Unterrichts-, Finanz- und Außen-Ministeriums vom Januar 1923 zum Römischen Konkordats-Entwurfe vom September 1922. [München], Januar 1923

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Art. 1.
§ 1. Der Bayerische Staat gewährleistet die freie und öffentliche Ausübung der katholischen Religion.
Art. I.
§ 1. Res publica Bavarica liberum ac publicum religionis catholicae execitium praestabit.
§ 2. Er anerkennt das Recht der Kirche, im Rahmen ihrer Zuständigkeit Gesetze zu erlassen und Anordnungen zu treffen, die ihre Mitglieder binden; er wird die Ausübung dieses Rechtes weder hindern noch erschweren. § 2. Eadem sancit ius Ecclesiae, intra competentiae suae limites leges ac dispositiones, quibus fideles obligantur, condendi; huius iuris exercitium neque impediet neque difficilius faciet.
§ 3. Er sichert der katholischen Kirche die ungestörte Kultübung zu. In der Erfüllung ihrer Amtspflichten genießen die Geistlichen den Schutz des Staates. § 3. Eadem confirmat exercitium Eccleasiae catholicae cultus nunquam licere turbari. Clerici officia sua implentes Status tutela fruuntur.
Art. 2.
Orden und religiöse Kongregationen können den kanonischen Bestimmungen gemäß frei gegründet werden. Sie unterliegen von Seiten des Staates keiner Einschränkung in Bezug auf ihre Niederlassung, die Zahl und – vorbehaltlich der Bestimmung des Art. 13 § 2 – die Eigenschaften ihrer Mitglieder sowie bezüglich der Lebensweise nach
Art. II.
Ordines vel congregationes religiosae libere secundum iuris canonici normas erigi possunt. A parte Status non coarctantur neque quoad domus erigendas vel sodalium recipiendorum numerum eorumque – salvo articulo XIII § 2 – qualitates, neque quoad formam eorum secundum regulas ab Ecclesia approbatas vivendi.
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ihren kirchlich genehmigten Regeln.
Soweit sie bisher die Rechte einer öffentlichen Körperschaft genossen haben, bleiben ihnen diese gewahrt; die übrigen erlangen Rechtsfähigkeit oder die Rechte einer öffentlichen Körperschaft nach den für alle Bürger oder Gesellschaften geltenden gesetzlichen Bestimmungen. Ihr Eigentum und ihre anderen Rechte werden ihnen gewährleistet. In Bezug auf den Erwerb, den Besitz und die Verwaltung ihres Vermögens sowie in der Ordnung ihrer Angelegenheiten unterliegen sie keiner besonderen staatlichen Beschränkung oder Aufsicht.
Eaedem [sic], in quantum adhuc iuribus corporum publicorum utebantur, in eis persistunt; ceterae rationem personae iuridicae seu iura corpum publicorum sortiuntur secundum leges omnibus civibus vel societatibus communes. Res ac alia iura illis propria praestantur. Quoad acquirandas, possidendas ac administrandas res proprias necnon quoad res suae libere disponendas nullam singularem a parte Status limitationem aut inspectionem patiuntur.
Art. 3.
§ 1. Die Ernennung oder Zulassung der Professoren oder Dozenten an den theologischen Fakultäten der Universitäten und an den philosophisch- theologischen Hochschulen, sowie der Religionslehrer an den höheren Lehranstalten wird staatlicherseits erst erfolgen, wenn gegen die in Aussicht genommenen Kandidaten von dem zuständigen Diözesanbischofe keine Erinnerung erhoben worden ist.
Art. III.
§ 1. Professores ac docentes facultatum theologicarum in Universitatibus vel academiis philosophico-theologicis necnon magistri institutionis religiosae in scholis publicis superoribus non prius a Statu nominabuntur, quam Ordinarius competens se in nominandum nihil habere ad excipiendum declaraverit.
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§ 2. Sollte einer der genannten Lehrer von dem Diözesanbischofe wegen seiner Lehre oder wegen seines sittlichen Verhaltens aus triftigen Gründen beanstandet werden, so wird sie Staatsregierung unbeschadet seiner staatsdienerlichen Rechte alsbald auf andere Weise für einen entsprechenden Ersatz sorgen. § 2. Si quis Professorum de quibus supra propter docrinam vel mores gravi ex causa ab Ordinario incusetur gubernii ministri quam primum curabunt, ut officium illius ab alio idoneo viro suppleantur, salvis iuribus quae illi ex legibus circa officium civile competunt.
Art. 4.
§ 1. Der Unterricht an den Theologischen Fakultäten der Universitäten und an den philosophisch-theologischen Hochschulen muß den Bedürfnissen des priesterlichen Berufes nach Maßgabe der kirchlichen Vorschriften Rechnung tragen.
Art. IV.
§ 1. Doctrina in facultatibus theologicis et academiis philosophico-theologicis necessitatibus ministerii sacerdotalis ad normam iuris canonici est adaptanda.
§ 2. An den philosophischen Fakultäten der beiden Universitäten München und Würzburg soll wenigstens je ein Professor der Philosophie und der Geschichte angestellt werden, gegen den hinsichtlich seines katholisch-christlichen Standpunktes keine Erinnerung zu erheben ist. § 2. In facultatibus philosophicis Universitatum Monacensis et Herbipolensis unus saltem Professor doctrinae philosophicae, alter historiae profanae catholicus consistuendus est contra quem ex ratione catholica et ecclesiastica nihil est ad excipiendum.
§ 3. Der Religionsunterricht bleibt an allen höheren Lehranstalten und Mittelschulen wenigstens im § 3. In omnibus scholis superioribus vel mediis institutio religiosa ut ordinaria disciplina locum suum
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bisherigen Umfang ordentliches Lehrfach. obtinet saltem ambitu adhuc consueto.
Art. 5.
§ 1. Der Unterricht und die Erziehung der Kinder an den katholischen Volksschulen wird nur solchen Lehrkräften anvertraut werden, die geeignet und bereit sind, in verlässiger Weise in der katholischen Religionslehre zu unterrichten und im Geiste des katholischen Glaubens zu erziehen.
Art. V.
§ 1. Institutio ac educatio puerorum in scholis elementaribus catholicis tantum ludimagistris concredetur ad pueros in religione catholica fideliter erudiendos et secundum mentem fidei catholicae educandos idoneis ac promptis.
§ 2. Die Lehrer und Lehrerinnen, die an katholischen Volksschulen angestellt werden wollen, müssen vor ihrer Anstellung nachweisen, daß sie eine dem Charakter dieser Schulen entsprechende Ausbildung erhalten haben. Diese Ausbildung muß sich beziehen sowohl auf den Religionsunterricht wie auch auf jene Fächer, die für den Glauben und die Sitten bedeutungsvoll sind. Die Erteilung des Religionsunterrichtes setzt die Missio Canonica durch den Diözesanbischof voraus. § 2. Ludimagistri et ludimagistrae qui in scholis elementaribus catholicis constitui velint, antea probare debent, se ita instructos esse, ut earundem scholarum indoli respondeant. Quae instructio tam institutionem religiosam quam illas disciplinas, quae pro fide ac moribus vim ac pondus habent, amplaeti debet. Doctrinam religiosam tradere nemini licebit, nisi qui ab Episcopo dioecesano missionem canonicam obtinuerit.
§ 3. Der Staat wird bei der Neuordnung der Lehrerbildung für Einrichtungen sorgen, die eine den § 3. In statutis pro excolendis ludimagistris exarandis Status providebit, ut ludimagistri pro catholi-
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obigen Grundsätzen entsprechende Ausbildung der für katholische Volksschulen bestimmten Lehrkräfte sichern. cis scholis elementaribus constituendi secundum normas praedictas exelantur.
§ 4. In den Prüfungskommissionen, die für die Erteilung der Lehrbefähigung an den katholischen Volksschulen zuständig sind, erhalten die kirchlichen Oberbehörden mindestens für die Prüfung aus der Religionslehre eine angemessene Vertretung. § 4. In collegia examinatorum, ad quae iudicium de idoneitate ludimagistrorum in scholis catholicis elementaribus instituendorum spectat Ordinarius delegatos saltem pro examinibus ex doctrinis religionis habendis mittet.
§ 5. Soweit nach der Neuordnung des Lehrerbildungswesens Privatanstalten noch in der Lage sind, die Vorbildung oder die berufliche Ausbildung von Lehrern oder Lehrerinnen zu übernehmen, wird der Staat bei ihrer Zulassung auch bestehende Anstalten der Orden und Kongregationen entsprechend berücksichtigen. § 5. Prout secundum futura pro excolendis ludimagistris statuta privatorum instituta adhuc ludimagistros seu ludimagistras ad munera sua valebunt praeparare et excolere, Status illa admittens instituta iam existentia Ordinum seu Congregationum congrue respiciet.
§ 6. Die an solchen privaten Anstalten vorgebildeten Zöglinge werden, falls diese Anstalten die staatlich vorgeschriebenen wissenschaftlichen Bedingungen erfüllen, nach Maßgabe der allgemeinen Bestimmungen zu den staatlichen Prüfungen zugelassen. § 6. Alumni in praedictis institutis privatis exculti secundum normas communes pro examinandis valituras ad pericula coram publicis magistratibus obeunda admittentur, dumondo illa instituta rationibus a Statu positis respondeant.
§ 7. Die Bewerbung der Lehrbefähigung für Volksschulen, Mittelschu- § 7. Sodales Ordinum vel Congregationum confirmationem idoneitatis
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len und höhere Lehranstalten, sowie die Uebertragung eines Lehramtes wird für die Angehörigen von Orden und religiösen Kongregationen an keine anderen Bedingungen geknüpft als für Laien. In scholis elementaribus, mediis ac superioribus docendi et ipsa officia magistrorum non aliis sub conditionibus acquirent quam laici.
Art. 6.
In allen Gemeinden müssen auf Antrag der Eltern oder sonstigen Erziehungsberechtigten katholische Volksschulen errichtet werden, wenn bei einer entsprechenden Schülerzahl ein geordneter Schulbetrieb – selbst in Form einer ungeteilten Schule – ermöglicht ist.
Art. VI.
In omnibus civilibus communitationibus si parentes aut ei, qui eorum vices gerunt, hoc postulaverint, scholae elementares catholicae erigendae erunt, si sufficiente puerorum numero schola, etsi in forma, quam vocant indivisam, ordinate possit haberi.
Art. 7.
§ 1. An allen Volksschulen – abgesehen von den in Abs. 2 erwähnten Fällen – bleibt der Religionsunterricht ordentliches Lehrfach. Der Umfang dieses Religionsunterrichtes soll im Einvernehmen mit den kirchlichen Oberbehörden festgesetzt und gegenüber dem gegenwärtigen Stande nicht gekürzt werden.
Art. VII.
§ 1. In omnibus scholis elementaribus, exceptis illis de quibus infra, institutio religiosa ut disciplina ordinaria vigebit. Ambitus huius doctrinae religiosae Curia episcopali consentiente circumscribatur neque relate ad statum praesentem diminuatur.
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Sollte der bayerische Staat in etlichen Schulen rechtlich nicht in der Lage sein, dem Religionsunterrichte den Charakter eines ordentlichen Lehrfaches zu erteilen, so wird wenigstens die Erteilung eines privaten Religionsunterrichtes durch die Bereitstellung der Schulräume sowie durch deren Beheizung und Beleuchtung aus gemeindlichen oder staatlichen Mitteln sichergestellt. Si forte Status Bavaricus in nonnullis scholis potestatem institutionem religiosam ut disciplinam ordinariam habendi iuridicam non habuerit, saltem curabit, ut institutio religiosa privatim fieri possit in locis ad hoc concessis, calefactis et illuminatis, ita ut ad hoc sumptus communitatum civilium seu publici Status subminisrentur.
§ 2. Den Schülern der Volksschulen, Mittelschulen und höheren Lehranstalten wird im Benehmen mit den kirchlichen Oberbehörden geeignete und ausreichende Gelegenheit zur Erfüllung ihrer religiösen Pflichten gegeben. § 2. Scholarum elementarium, mediarum ac superiorum discipulis communicando cum superioribus ecclesiasticis occasio commoda et idonea officiorum religiosorum explendorum dabitur.
Art. 8.
§ 1. Die Beaufsichtigung und Leitung des Religionsunterrichtes an den Volksschulen, Mittelschulen und höheren Lehranstalten werden der Kirche gewährleistet.
Art. VIII.
§ 1. Ecclesiae institutionis religiosae in scholis elementaribus, mediis ac superioribus invigilatio ac moderatio praestabuntur.
§ 2. Dem Bischof und seinem Beauftragten steht das Recht zu, Mißstände im religiös- sittlichen Leben § 2. Si Episcopus eiusque delegati aliaqua incomoda in religione ac moribus discipulorum catholicorum
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der katholischen Schüler wie auch ihre nachteiligen oder ungehörigen Beeinflußungen in der Schule, insbesonders etwaige Verletzungen ihrer Glaubensüberzeugung oder religiösen, Empfindungen im Unterrichte, bei der staatlichen Unterrichtsbehörde zu beanstanden, die für entsprechende Abhilfe Sorge tragen wird. viderint aut si influxum scholae in discipulos catholicos nocivum et ineptum animadverterint, praesertim si discipulos occasione institutionis in persuasionibus ac sentimentis catholicis violari compererint, ius habeunt huius modi incommoda magistratibus Status scholas moderantibus nuntiandi, qui his malis convenienter medebuntur.
Art. 9.
§ 1. Orden und religiöse Kongregationen werden unter den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen zur Gründung und Führung von Privatschulen zugelassen. Die Zuerkennung von Berechtigungen an derartige Schulen erfolgt nach den für andere Privatschulen geltenden Grundsätzen.
Art. IX.
§ 1. Ordinibus ac Congregationibus religiosis scholas privatas secundum normas communes condere ac moderare permittetur. Iura scholis illis concedentur secundum eadem rationes, quae pro aliis scholis privatis valent.
§ 2. Von Orden und religiösen Kongregationen geleitete Schulen, die bisher den Charakter öffentlicher Schulen gehabt haben, behalten ihn, sofern sie die an gleichartige Schulen gestellten Anforderungen erfüllen. Unter den gleichen Vorbedingungen kann auch neuen Schulen von Orden und Kongre- § 2. Scholae ab Ordinibus vel Congregationibus religiosis gubernatae, quae adhuc ut scholae publicae recognitae sunt, tales manebunt, dummodo postulatis scholis eiusdem generis positis respondeant. Sub eisdem conditionibus novis quoque scholis ab Ordinibus vel Congregationibus
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gationen dieser Charakter durch die Staatsregierung verliehen werden. erigendis indoles scholarum publicarum per Status gubernium concedi potest.
Art. 10.
§ 1. Der bayerische Staat wird seinen auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln beruhenden vermögensrechtlichen Verpflichtungen gegen die katholische Kirche in Bayern stets nachkommen. Die vermögensrechtlichen Verpflichtungen, die im Konkordate von 1817 festgelegt sind, werden durch folgende Vereinbarung ersetzt:
Art. X.
§ 1. Status Bavaricus adversus Ecclesiam catholicam semper adimplebit obligationes aerarias vel lege vel conventione vel titulis specialibus nixas. Quae de hac re in concordato de anno 1817 statuta sunt, per conventionem, quea sequitur, innovantur:
a) Der Staat wird die erzbischöflichen und bischöflichen Stühle, die Metropolitan- und Domkapitel mit einer Dotation in Gütern und ständigen Fonds ausstatten, deren jährliche Reineinkünfte sich bemessen auf der Grundlage jener, die im erwähnten Konkordat festgesetzt sind, wobei dem Geldwerte vom Jahre 1817 Rechnung zu tragen ist. Hierbei wird für eine freie kirchliche Verwaltung der Dotationsgüter Sorge getragen werden. Solange eine solche Dotation nicht a) Status sedes Archiepiscopales et Episcopales, capitula Metropolitanarum et cathedralium Ecclesiarum bonis fundisque stabilibus dotabit, quorum reditus deductis oneribus ac expensis aequales erunt ac illi in dicto concordato assignati, ratione valoris nummorum anni 1817 habita.
Quae bona libere administranda Ecclesiae concedentur. Quamdiu autem dicta dotatio dari non poterit, Res publica loco illius pensiones annuales praebebit, quae computatae quidem secun-
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in angegebener Weise überwiesen werden kann, wird der Staat dafür eine Jahresrente leisten, die unter Zugrundelegung der im Konkordate von 1817 festgelegten Verpflichtungen und in Anlehnung an die entsprechenden Aufwendungen des Staates für seine eigenen Zwecke den jeweiligen wirtschaftlichen Zeitverhältnissen angepaßt wird.
Die Geldleistungen an die 6 Diözesanbischöfe von Augsburg, Regensburg, Würzburg, Passau, Eichstätt und Speyer sollen die gleichen sein.
Die Weihbischöfe erhalten eine Gehaltszulage, wie sie in der Vereinbahrung vom Jahre 1910 vorgesehen ist; sie wird ebenfalls den jeweiligen wirtschaftlichen Zeitverhältnissen angeglichen werden.
dum obligationes concordati de anno 1817, temporum et status oeconomici publici ratone habita, accomodandae erunt expensis pro suis ipsius muneribus explendis.




Pensiones sex Episcopis dioecesanis Augustano, Ratisbonensi, Herbipolensi, Passaviensi, Eystettensi et Spirensi praestandae aequales sunt.
Episcopi suxilliares subsidia ad normam conventionis de anno 1910 perscripient; quae eodem modo ut suprea temporum rationibus accommodabuntur.
b) Sämtliche Kapitel haben 2 Dignitäten (Dompropst und Domdekan); die Metropolitankapitel zählen 10, die Domkapitel 8 Kanoniker; die einen wie die anderen haben überdies 6 Vikare.

Für die Kanoniker, die bereits
b) Omnia capitula habeunt duas dignitates, nempe Praepositum et Decanum; in capitulis Metropolitanarum erunt decem, in capitulis Cathedralium Ecclesiarum octo canonici. Quodlibet capitulum habebit praeterea sex vicarios.
Canonici, qui annum septua-
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das 70. Lebensjahr zurückgelegt haben oder die nicht mehr dienstfähig sind, können im Einverständnis mit der Staatsregierung Koadjutoren mit oder ohne Recht zur Nachfolge aufgestellt werden, die die gleichen Bezüge erhalten wie die statusmäßigen Kanoniker. gesium compleverunt aut muneribus suis fungi non iam possunt, cum consensu gubernii Status coadiutores cum vel sine iure successionis dari possunt, qui eosdem reditus percipient ac canonici titulati.
c) Den Generalvikaren und bischöflichen Sekretären wird der bayerische Staat eine Dienstentschädigung anweisen, deren Höhe ebenfalls den jeweiligen Wirtschaftsverhältnissen anzugleichen ist. c) Vicariis generalibus ac secretariis Episcoporum Status remunerationes assignabit, quae eodem modo ac supra accommodanda erunt temporum rationibus.
d) Zur Zeit der Erledigung eines erzbischöflichen oder bischöflichen Stuhles, der Dignitäten, Kanonikate oder Vikarien wird der Betrag der vorerwähnten Einkünfte zum besten der betreffenden Kirchen erhoben und erhalten. d) Sede Archiepiscopali vel Episcopali, dignitate, canonicatu vel vicariatibus vacantibus praedictae redituum summae in utilitatem Ecclesiarum respectivarum percipiuntur et conservantur.
e) Sowohl den Erzbischöfen und Bischöfen als den Dignitären, den 5 bezw. 4 älteren Kanonikern und 3 älteren Vikaren wird eine ihrer Würde und ihrem Stande entsprechende Wohnung angewiesen. e) Habitatio insuper tam Archiepiscopie et Episcopis quam dignitatibus, quinque resp. quattuor canonicis senioribus et tribus vicariis senioribus, illorum dignitati et statui respondens assignabitur.
f) Für die erzbischöflichen und bischöflichen Ordinariate, für das Kapitel und das Archiv wird ein geeig- f) Pro Curia Archiepiscopali et Episcopali, pro capitulo et archivio domus apta assignabitur.
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netes Gebäude überlassen.
g) Die Fonds, Einkünfte, beweglichen Güter der Domkirchen und ihrer Fabriken werden erhalten werden, und, wenn sie zur Unterhaltung der genannten Kirchen, zu den Ausgaben für den Gottesdienst und zur Besoldung der nötigen weltlichen Diener nicht hinreichen, wird der Staat das Fehlende ergänzen. g) Fundi, reditus, bona mobilia et imobilia Ecclesiarum cathedralium earumque fabricarum conservabuntur et nisi pro Ecclesiarum manutentione, pro divini cultus expensis et inservientium necessariorum salariis sufficiant, Status supplebit.
h) Der bayerische Staat wird an die bestehenden nach den Bestimmungen des Codex iuris canonici eingerichteten Knaben- und Priesterseminare angemessene Zuschüsse leisten. h) Seminariis minoribus et maioribus nunc existentibus et ad normam Codicis Iuris Canonici constitutis subsidia, quae videantur indigentiis convenientia, Status Bavaricus dabit.
i) Für die Emeriten sorgt der Staat durch Ausstattung der Emeritenanstalten mit ausreichender Dotation oder durch entsprechende Zuschüsse zu Emeritenpensionen. i) Pro emeritis clericis Status curam habebit vel domibus emeritorum dotes sufficientes praebendo vel pensiones emeritorum subsidiis congruis augendo.
k) Werden mit Einverständnis der Staatsregierung Seelsorgestellen neu errichtet oder bestehende umgewandelt, so werden zur angemessenen Ergänzung des Einkommens der jeweiligen Stelleninhaber staatliche Mittel im Rahmen der bisher üblichen Leistungen für die Seelsorgegeistlichen im allgemeinen zur Verfügung gestellt. k) Si gubernii Status consensu stationes pro cura animarum novae eriguntur vel iam existentes immutantur, ad congruam curatorum convenienter supplendam Status more ac modo adhuc consueto subsidia praestabit.
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Im Falle einer Ablösung oder Neureglung der auf Gesetz, Vertrag oder besonderem Rechtstitel beruhenden staatlichen Leistungen an die Kirche sichert der bayerische Staat die Wahrung der kirchlichen Belange durch Ausgleichsleistungen zu, die entsprechend dem Inhalt und Umfange des Rechtsverhältnisses unter Berücksichtigung der Geldwertverhältnisse vollen Ersatz für das weggefallene Recht gewähren. Si obligationes, quibus erga Ecclesias legibus, pactis seu specialibus titulis constringitur, redimendae seu alio modo statuendae erunt, Status postulatis ecclesiasticis sese esse satisfactorum pro certo affirmat compensationes praebendo, quae tum quoad indolem et ambitum illius iuris tum valoris nummorum ratione habita iuri ablato plane aequivalent.
§ 2. Soweit staatliche Zuschüsse oder Mehraufwendungen nicht benötigt werden, können kirchliche Stellen frei errichtet oder umgewandelt werden. § 2. Nisi subsidia a Statu desiderantur neve opus est sumptus ab eodem adhuc praestitos augeri, officia ecclesiastica libere erigi seu immutari possunt.
§ 3. Die staatlichen Gebäude und Grundstücke, die zur Zeit unmittelbar oder mittelbar Zwecken der Kirche einschließlich der Orden oder religiösen Kongregationen dienen, bleiben diesen Zwecken auch fernerhin unter Berücksichtigung etwa bestehender Verträge überlassen. § 3. Aedificia seu fundi, qui in domino Status sunt, sed hoc tempore immediate vel mediate utilitatibus Ecclesiae seu Ordinum vel Congregationum serviunt, eisdem utilitatibus in posterum quoque, salvis pactis initis, relinquentur.
§ 4. Die Güter der Seminarien, Pfarreien, Benefizien, Kirchenfabriken und aller übrigen Kirchenstiftungen § 4. Bona seminariorum, parochiarum, beneficiorum, fabricarum omniumque aliarum ecclesiasticarum funda-
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werden innerhalb der Schranken des für Alle geltenden Gesetzes gewährleistet und können ohne Zustimmung der zuständigen kirchlichen Obrigkeiten nicht veräußert werden. Die Kirche hat das Recht neues Besitztum zu erwerben und als Eigentum zu haben. Dieses so erworbene Eigentum soll in gleicher Weise unverletzlich sein. tionum praestabuntur salvis legibus, quae pro omnibus civibus vigorem habent, neque absque consensu legitimi Superioris ecclesiastici alienari possunt. Ecclesia ius habebit bona acquirendi et tamquam sua possidendi. Bona sic acquista aeque ac supra dicta inviolata manebunt.
§ 5. Die Kirche hat das Recht auf der Grundlage der bürgerlichen Steuerlisten Unterlagen zu erheben. § 5. Ecclesia ius habet vectigalia a fidelibus exegendi utens tabellis tributorum publicorum.
Art. 11.
Der Bayerische Staat wird in seinen Straf-, Pflege-, Erziehungs- und Krankenanstalten sei es durch Anstellung eigener Geistlicher oder auf andere zweckmäßige Weise auf seine Kosten eine entsprechende Seelsorge einrichten. Die Seelsorger für diese Anstalten werden in Benehmen mit dem Diözesanbischof aufgestellt.
Bei der Genehmigung von Anstalten anderer Unternehmer wird der
Art. XI.
Status in suis carceribus publicis, in educatoriis, in nosocomiis necnon in domibus, in quibus aliqua debilitate vel imbecillitate lanquentes curantur, suis sumptibus curam animarum instituet sive curatos domestices constituendo sive alio idoneo modo. Curati horum institutorum consentiente Episcopo dioecesano nominabuntur.
Approbans instituta huius modi ab aliis fundata vel fundanda
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bayerische Staat tunlichst dahin wirken, daß die Anstaltspfleglinge dem jeweiligen Bedürfnis entsprechend seelsorglich betreut werden. Status, quod eius fieri poterit, cavebit, ne cura animarum prout res et tempora exigunt, alumnis desit.
Art. 12.
Abgesehen von kleineren Aenderungen, die im Interesse der Seelsorge liegen, und abgesehen von jenen Verschiebungen, die sich in einzelnen Fällen als Folge von Umpfarrungen ergeben, wird der jetzige Stand der Kirchenprovinzen und Diözesen nicht verändert werden.
Art. XII.
Hodiernus status provinciarum ac dioecesium non innovabitur, salvis innovationibus minoris somenti ad curam animarum meliorem pertinentibus et salvis innovationibus, quae in casibus specialibus dismembrationis causa fient.
Art. 13.
§ 1. Im Hinblick auf die Aufwendungen des bayerischen Staates für die Besoldung der Geistlichen wird die Kirche in der Leitung und Verwaltung der Diözesen, ferner der Diözesanbildungsanstalten sowie in der Pfarrseelsorge und für die Erteilung des Religionsunterrichtes an den Volksschulen nur Geistliche verwenden, die
Art. XIII.
§ 1. Ratione sumptuum, quos Status Bavaricus viris ecclesiasticis sutentandis ponit, Ecclesia ad regimen et administrationem dioecesium ac seminariorum, ad curam animarum parochialem necnon ad catechesis in scholis elementaribus tales tantum sacerdotes destinabit:
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a) die bayerische oder eine andere deutsche Staatsangehörigkeit haben, a) qui indigenatu Status Bavarici aut alius Status Germanici gaudent;
b) das Reifezeugnis eines deutschen vollwertigen humanistischen Gymnasiums besitzen, b) qui absolutorium alicuium pleni iuris gymnasii germanici consecuti sunt;
c) die von der Kirche vorgeschriebenen philosophische-theologischen Studien an einer deutschen Hochschule oder an einer päpstlichen Hochschule in Rom erfolgreich zurückgelegt haben. c) qui studia philosophica-theologica ab Ecclesia praescripta in aliquam academia Germanica vel Romana Pontificia feliciter persolverunt.
§ 2. Desgleichen müssen bei Orden und religiösen Kongregationen sowie bei deren Niederlassungen die Obern, die in Bayern ihren Sitz haben, die bayerische oder eine andere deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Unberührt bleibt das Recht der Ordensobern mit anderer Staatsangehörigkeit, die ihren Sitz außerhalb Bayerns haben, persönlich oder durch einen Vertreter ihre Häuser in Bayern zu visitieren. § 2. Item Superiores Ordinum vel Congregationum ac domuum religiosarum in Bavaria residentes indigenatu Bavarico aut alio Germanico ornati esse debent, salvo iure Superiorum alio quam Bavarico aut Germanico indigenatu gaudentium et extra fines Bavariae vel Germaniae residentium per se vel per alios domus religiosas inBavaria sitas visitandi.
Art. 14.
§ 1. Die Besetzung der erzbischöflichen und bischöflichen Stühle
Art. XIV.
§ 1. Sedibus archiepiscopalibus et episcopalibus providebitur per
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erfolgt durch Wahl der Domkapitel, vorbehaltlich der Bestätigung durch den Heiligen Stuhl. Der Heilige Stuhl wird sich vor dieser Bestätigung davon überzeugen, ob bei der bayerischen Staatsregierung gegen den Gewählten keine Bedenken bestehen. electionem a capitulis cathedralibus faciendas, salvas confirmatione Sedis Apostolicae. Sedes Apostolica antequam electos confirmabit, se certiores reddet, utrum gubernium Status contra electum aliquid habeat ad excipiendum.
§ 2. Die Besetzung der Kanonikate bei den erzbischöflichen und bischöflichen Kapiteln geschieht abwechselnd durch freie Uebertragung des Diözesanbischofs und durch Wahl der Kapitel.

Die Dignitäten werden nach dem gemeinen kanonischen Rechte besetzt.
§ 2. Canonicatus in Ecclesiis Metropolitanis et cathedralibus alternatim pro una vice per collationem liberam Episcopi dioecesani, pro altera vice per electionem capituli, salva confirmatione, conferantur.
Dignitates secundum ius commune canonicum conferantur.
§ 3. Im Hinblick auf die Aufwendungen des bayerischen Staates für die Besoldung der Seelsorgegeistlichen wird die Kirche vor Ernennung der Pfarrer der Staatsregierung Gelegenheit zu Erinnerungen geben. Die staatlichen Patronat- oder Präsentationsrechte aus besonderen kanonischen Rechtstiteln bleiben in der bisherigen Form unberührt. § 3. Ratione sumptuum, quos Status Bavaricus curatis sustentandis ponit, Ecclesia ante collationem parochiarum gubernio Status occasionem praebebit ad excipiendum contra candidatum. Iura patronatus seu praesentationis, quae adhuc Statui ex specialibus titulis canonicis competebant, interga manent in forma usitata.
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Art. 15.
§ 1. Sollte sich in Zukunft bei der Auslegung vorstehender Bestimmungen irgendeine Schwierigkeit ergeben, so werden der Heilige Stuhl und der bayerische Staat gemeinsam eine freundschaftliche Lösung herbeiführen.
Art. XV.
§ 1. Si in posterum in his articulis interpretandis ulla difficultas oriatur, Sancta Sedes et Status Bavaricus invicem inter se amicabilem compositionem procurabunt.
§ 2. Mit dem Inkrafttreten des gegenwärtigen Konkordates verliert das Konkordat vom Jahre 1817 seine Geltung. Insoweit bisher erlassene und noch in Kraft befindliche Landesgesetze, Verordnungen und Verfügungen mit den Bestimmungen dieses Vertrages in Widerspruch stehen, werden sie aufgehoben. § 2. Postquam hoc concordatum vigorem obtinuerit, concortadum de anno 1817 abrogatum erit. Rei publicae leges, edicta, decreta adhuc vigentes, in quantum normis huius conventionis contrariae sunt, abrogantur.
105r, oberhalb des Betreffs hds. von unbekannter Hand notiert, vermutlich vom Empfänger: "Stampare in due colonne i due testi".
Empfohlene Zitierweise
Matt, Franz, Gegenentwurf des Bayerischen Unterrichts-, Finanz- und Außen-Ministeriums vom Januar 1923 zum Römischen Konkordats-Entwurfe vom September 1922, [München] vom Januar 1923, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 2364, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/2364. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 24.10.2013, letzte Änderung am 28.10.2019.