Päpstliche Friedensinitiative Benedikts XV. vom 1. August 1917, Antwort der USA vom 27. August 1917

Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson machte in seiner Antwort auf die Päpstliche Friedensinitiative vom 27. August 1917 deutlich, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nicht nur "ein bloßes Einstellen des Kampfes" forderten, sondern dass "ein sicherer und dauerhafter Friede" notwendig sei (SCHLOTT, S. 106). Ein solcher sei mit der kaiserlichen Regierung, die er für den Ausbruch des Krieges verantwortlich machte, nicht möglich. Die USA fürchteten ein Widererstarken des Deutschen Reichs, das "die Errichtung einer dauernden feindlichen Kombination von Nationen gegen das deutsche Volk notwendig machen" würde (EBD., S. 107). Um dies zu vermeiden, müsse die deutsche kaiserliche Regierung, entfernt werden. "Die Amerikaner glauben, der Friede müsse auf den Rechten der Völker, nicht auf den Rechten der Regierungen ruhen, auf den Rechten der Völker, groß und klein, schwach oder mächtig, auf ihrem gleichen Recht, auf Freiheit und Sicherheit der Selbstregierung" (EBD., S. 108). Bevor die USA bereit sein würden, in Friedensverhandlungen mit dem Deutschen Reich und den Mittelmächten einzutreten, erwarteten sie als Vorleistung die Absetzung der monarchischen und die Einsetzung einer parlamentarisch-demokratischen Regierung.
Dieses US-amerikanische Ziel nach Absetzung der kaiserlichen Regierung ließ sich mit der in der päpstlichen Friedensnote geforderten Rückkehr zum Status quo ante bellum nicht vereinbaren. Aufgrund dieser Position der USA, der die Regierungen der übrigen alliierten Staaten folgten, scheiterte die Päpstliche Friedensinitiative noch vor der – in den Augen des Heiligen Stuhls als unzureichend empfundenen – Antwort der Reichsregierung.
Quellen
Die Antwortnote der Vereinigten Staaten von Amerika vom 27. August (deutsche Übersetzung), in: SCHLOTT, René (Hg.), Die Friedensnote Papst Benedikts XV. vom 1. August 1917. Eine Untersuchung zur Berichterstattung und Kommentierung in der zeitgenössischen Berliner Tagespresse (Schriftenreihe Studien zur Zeitgeschichte, 57), Hamburg 2007, S. 106-109.
Note des Staatssekretärs der Vereinigten Staaten von Amerika Lansing an Papst Benedikt XV. vom 27. August 1917 (amerikanisches Original), in: STEGLICH, Wolfgang (Hg.), Der Friedensappell Papst Benedikts XV. vom 1. August 1917 und die Mittelmächte. Diplomatische Aktenstücke des Deutschen Auswärtigen Amtes, des Bayerischen Staatsministeriums des Äussern, des Österreichisch-Ungarischen Ministeriums des Äussern und des Britischen Auswärtigen Amtes aus den Jahren 1915-1922, Wiesbaden 1970, Nr. 369, S. 422-424.
Literatur
RENOTON-BEINE, Nathalie, La colombe et les tranchées. Les tentatives de paix de Benoît XV pendant la Grande Guerre, Paris 22004.
SNELL, John L., Benedict XV, Wilson, Michaelis, and German Socialism, in: The Catholic Historical Review 37,2 (1951), S. 151-178.
WOLF, Hubert, Der Papst als Mediator? Die Friedensinitiative Benedikts XV. von 1917 und Nuntius Pacelli, in: ALTHOFF, Gerd (Hg.), Frieden stiften. Vermittlung und Konfliktlösung vom Mittelalter bis heute, Darmstadt 2011, S. 167-220.
Empfohlene Zitierweise
Päpstliche Friedensinitiative Benedikts XV. vom 1. August 1917, Antwort der USA vom 27. August 1917, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1007, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1007. Letzter Zugriff am: 28.03.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 20.01.2020.
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