Deutsche Westoffensive im Frühjahr 1918

Mit dem am 3. März 1918 unterzeichneten Friedensvertrag von Brest-Litowsk mit Sowjetrussland war der Krieg im Osten beendet. Dadurch eröffnete sich eine verbesserte strategische Situation für das Deutsche Reich, um eine Entscheidung an der Westfront herbeizuführen. Bis zum März wurden 33 deutsche Divisionen mit mehr als 500.000 Soldaten aus dem Osten und Süden abgezogen und in den Westen verlegt. Da man in der Obersten Heeresleitung eine Mobilisierung der US-amerikanischen Truppen bis zum Ende des Jahres fürchtete, plante Generalquartiermeister Erich Ludendorff die französischen und britischen Verteidigungslinien vorher durch eine Großoffensive zu durchbrechen und die Entente damit zu Friedensverhandlungen zu zwingen. Zwar war das Deutsche Heer mit ca. 3,5 Millionen Soldaten zahlenmäßig dem der Entente ebenbürtig, doch war das Reich den Alliierten an Ressourcen von Kriegsmaterial deutlich unterlegen.
Ungeachtet dessen wurde die sogenannte "Ludendorff-Offensive" oder die "Große Schlacht um Frankreich" durchgeführt. Sie bestand aus vier Angriffswellen und zog sich über das Frühjahr 1918 hin. Am 21. März begann die "Operation Michael", eine deutsche Großoffensive in der Picardie. Ziel dieses Unternehmens war eine Separierung der französischen von den britischen Truppen und deren Zurückdrängen an den Ärmelkanal. Der zu Anfang erfolgreiche Kampfverlauf wendete sich nach drei Wochen, als die Alliierten ihre Truppen in diesem Sektor zu einer undurchdringlichen Verteidigungslinie ausbauen konnten. Die zweite Aktion, die "Operation Georgette", traf die britischen Linien in Flandern südlich von Ypern. Die misslungene Koordination mit dem ersten Angriff führte zu einem Versanden des Angriffs nach gut einer Woche. Die "Operation Blücher" wurde am 27. Mai in Gang gesetzt und führte die deutschen Truppen über den Chemin des Dames auf die Marne zu, die seit September 1914 erstmals wieder erreicht wurde. Hier kam die Offensive zum Stillstand. Mit der letzten Operation, "Marneschutz-Reims" genannt, erreichten die deutschen Soldaten unter großen Verlusten das andere Marneufer, wo die Stellungen angesichts alliierter Gegenangriffe jedoch nicht gehalten werden konnten.
Trotz der zum Teil nennenswerten Gebietsgewinne war die deutsche Situation, als die Offensive im Juli 1918 ins Stocken kam, angesichts des Truppen- und Materialverschleißes schlechter als noch im März. Der nun um fast 130 km verlängerte Frontverlauf konnte nicht mehr ausreichend genug gesichert werden. Die "Ludendorff-Offensive" war gescheitert.
Literatur
BOURNE, John M., Westfront, in: HIRSCHFELD, Gerhard / KRUMEICH, Gerd / RENZ, Irina (Hg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn u. a. 2009, S. 960-967.
CHICKERING, Roger, Das Deutsche Reich und der Erste Weltkrieg, München 2002, S. 215-221.
KITCHEN, Martin, Michael-Offensive, in: HIRSCHFELD, Gerhard / KRUMEICH, Gerd / RENZ, Irina (Hg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn u. a. 2009, S. 712-715.
ASMUSS, Burkhard, Kriegsverlauf, in: www.dhm.de (Letzter Zugriff am: 08.05.2015).
STURM, Reinhard, Vom Kaiserreich zur Republik 1918/19 (Informationen zur politischen Bildung 261), in: www.bpb.de (Letzter Zugriff am: 25.01.2016)
Empfohlene Zitierweise
Deutsche Westoffensive im Frühjahr 1918, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 4041, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/4041. Letzter Zugriff am: 16.04.2024.
Online seit 24.03.2010, letzte Änderung am 15.02.2016.
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