Dokument-Nr. 19040

Rettet die Kinder von der Denationalisation, in: Rul', Nr. 1601, 09. März 1925
Abschrift
Für die Mitglieder der russischen Kolonie in Berlin bilden die Kinder öfters eine schwere Last, sogar in den Fällen, wo die Eltern Arbeit und Verdienst haben. Ausser der Schulzeit bleibt das Kind den ganzen Tag ohne Aufsicht, denn die Eltern sind tagsüber im Dienst und wenn sie nach Hause zurückkommen sind sie so ermüdet, dass sie nicht mehr die Kraft haben, die Schulaufgaben durchzusehen oder mit den Kindern sich mit spezial russischen Fächern zu beschäftigen, die in deutschen Schulen nicht durchgenommen werden. Nicht selten sind auch die Fälle, wo ein Kinde die Eltern hindert, eine Stellung anzunehmen.
Deshalb finden sich unter den Mitgliedern der russischen Kolonie solche Eltern, die ihre Kinder zur Erziehung in katholische Klöster abgeben und dabei Gefahr leiden, diese Kinder für sich, für die Kirche und für das Vaterland zu verlieren, denn es ist nur natürlich, dass die Kinder dort denationalisiert werden. Um gegen dieses Uebel zu kämpfen denkt Bischof Tychon eine Reihe kleiner Pensionate zu eröffnen (je für 8 bis 10 Kinder). Für 80 Mk. monatlich wird dort das Kind volle Verpflegung haben. Im Pensionate wird ein erfahrener Erzieher den Kindern helfen, ihre Schulaufgaben zu machen wie auch für die Erziehung sorgen. Die Kinder werden die dem Pensionate am nächsten liegende russische oder deutsche Schule besuchen. Im letzteren Falle wird der Erzieher in
21-28-0114
freien Stunden mit den Kindern die russischen Fächer durchgehen, wie Religion, die russische Sprache, russische Geschichte und Geographie.
Die Eltern, welche ihre Kinder in ein solches Pensionat abgeben wollen, werden gebeten, eine entsprechende Anmeldung an den Bischof Tychon zu richten (Nacholstrasse 10)
Da diese Organisation keine Absicht hat, Gewinne zu erzielen, so werden bei diesen Pensionaten, wenn die Umstände es erlauben werden, Freistellen für Waisen und Kinder unvermögender Eltern eingerichtet.
1Die Dokumente dieses Faszikels sind nicht paginiert. Stattdessen wird hier ihre Nummerierung übernommen.
Empfohlene Zitierweise
Anlage vom 09. März 1925, Anlage, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Dokument Nr. 19040, URL: www.pacelli-edition.de/Dokument/19040. Letzter Zugriff am: 28.04.2024.
Online seit 29.01.2018, letzte Änderung am 10.09.2018.